Schiff ahoi mit Admiral Duck und DDSG-Chef Wolfgang Fischer
Der Leiter der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, über seine Leidenschaft für Kommunikation, was bei Schiffstaufen wirklich zertrümmert wird und warum ihn die Politik nicht hielt
Wolfgang Fischer war Journalist, Mock-Sekretär, ORF-Weiterbildungschef, Stadthallen-Vorstand. Martina Salomon sprach mit ihm auf dem Schiff MS Blue Danube während einer Donaukanal-Fahrt.
KURIER:Die Donaudampfschifffahrt wurde Ihnen sicher nicht in die Wiege gelegt. Jetzt hat Sie offenbar die Leidenschaft gepackt. Oder ist das alles nur Marketing?
Wolfgang Fischer: Zuerst einmal: Schiff ahoi, herzlich willkommen an Bord! Das Wasser hatte immer eine beruhigende Wirkung auf mich, und es ist ein schöner Abschluss meines operativen Berufslebens. Meine Leidenschaft ist Marketing und Kommunikation.
Sie sind überall mit Ihrem Maskottchen „Admiral Duck“ zu sehen, das es auch als weibliche Figur gibt.
Den Admiral Duck gabs schon, ich habe dazu die Admirella Duck eingeführt. Natürlich ist sie die Chefin. Ich halte Identifikationsfiguren in der Kommunikation für wichtig. Meine Eitelkeit ist ja eher gotisch und nicht barock, also zurückhaltender.
Und das soll man Ihnen glauben?
Doch! Admiral Duck ist mein Alter Ego: ein probates Mittel, um zu sagen: „Wir, die DDSG, sind da!“ – statt eines Fischer-Selfies.
Können Sie schon Schiffsdeutsch?
Aye, aye, Sir. (lacht) Das Wesentliche hat mir mein geschätzter Kollege Wolfgang Hanreich beigebracht, der das Unternehmen schon 20 Jahre lang sehr erfolgreich führt.
Sind Sie schon auf Seepocken gestoßen? Die wurden dank der Dissertation einer Ministerin berühmt.
Mehr noch durch Charles Darwin! Die kleinen Muscheln, die Schaden verursachen, wenn sie sich am Schiffsrumpf ansiedeln, haben für mich mehr kulinarische Bedeutung: Obwohl Seepocken im Brackwasser vorkommen, sind sie sehr gut.
Muss man bei Schiffstaufen wirklich immer Sektflaschen zertrümmern? Das gibt Scherben im Fluss.
Traditionen sind gerade in der Nautik sehr wichtig. Oft werden aber statt Glas Zuckergussflaschen verwendet wie am Burgtheater, wenn sie der Hauptdarsteller auf den Kopf kriegt. Aber wenn das das Einzige wäre, was in den Flüssen landet, wären wir eh glücklich.
Es gibt immer wieder Gerüchte, dass Schiffe nicht nur Öl und CO2 in der Umwelt hinterlassen, sondern manchmal auch Fäkalien ins Wasser leiten.
Das kann ich für unser Unternehmen völlig ausschließen. An allen Anlegestellen gibt es riesige Kanalrohre zur Entsorgung.
Die DDSG hat gerade den stattlichen 195. Geburtstag erreicht. Natürlich haben Sie das gefeiert. Sind Sie ein Partytiger?
Das passt eben zum Motto der DDSG: „Glücksmomente am Schiff“. Wir fahren an 364 Tagen im Jahr.
An welchem Tag nicht?
Am Heiligen Abend. Wenn wir Feste feiern, ist das auch ein Hinweis auf das, was wir können. Wir sind ja sehr bemüht, noch mehr heimisches Publikum anzuziehen. Man kann unsere Schiffe für Betriebsfeiern, Partys Hochzeiten und vieles mehr chartern. Außerdem bieten wir Themenfahrten an: von Wiener Lied bis Barbecue Sunset Cruise.
Sie waren Sekretär von Außenminister und Vizekanzler Alois Mock. Wie ist es möglich, dennoch im „roten Wien“ Karriere zu machen?
Ich habe zwischen 1987 und 89 im Mock-Büro wahnsinnig viel gelernt und viele Leute – Rote wie Schwarze – kennengelernt, die mich bis heute begleiten. Ich glaube, es ist wichtig, Gesprächskultur zu pflegen und mit Empathie auch mit jenen zu diskutieren, die vielleicht anderer Meinung sind. Als ich 2011 hörte, dass die Stadthallenchefs in Pension gehen, habe ich die damalige Vizebürgermeisterin Renate Brauner und den damaligen Wien-Holding-Chef Peter Hanke gefragt, ob es schon Kandidaten gibt. Gab es nicht. Daraufhin habe ich gefragt, ob meine Vita ein Ausschließungsgrund ist. Auch das wurde verneint. Man kannte mich aus meinen diversen ORF-Jobs. Versprochen wurde mir nichts, aber dann habe ich mich ein Dreivierteljahr vorbereitet und eine 60-seitige Bewerbung geschrieben, die offensichtlich überzeugt hat. Zehn Jahre später hat mir dann derselbe Peter Hanke, mittlerweile Finanz- und Wirtschaftslandesrat, gesagt: „Du hast viel weitergebracht in der Stadthalle, willst Du was Neues machen?“
Ihr Abgang sei nicht freiwillig gewesen, hieß es damals.
Naja, schon bei Schnitzlers Professor Bernhardi war Wien die Welthauptstadt der „selbstlosen Gemeinheiten“. Für mich stellte sich die Frage, ob ich mit 60 noch einmal etwas ganz anderes machen möchte. So anders ist es aber gar nicht, weil wir es auch hier mit Menschen in ihrer Freizeit zu tun haben, die unterhalten werden wollen und gut aufgelegt sind. Die DDSG hat 400.000 Passagiere im Jahr, in der Stadthalle sind es rund eine Million Gäste. Ich habe den Job mit Freude übernommen.
Ausführliches Gespräch mit DDSG-Chef Wolfgang Fischer
Was haben Sie noch vor?
Es gibt zwei neue Schiffe, die wir gut einführen wollen, und neue touristische Ideen.
Warum nehmen Sie nicht am boomenden Kreuzfahrt-Business teil?
Es war eine Eigentümerentscheidung in den Neunzigerjahren, nur noch in der Ausflugsschifffahrt zu bleiben. Wobei die Vorstellung, dass ich wie Sascha Hehn als Cruise-Direktor in weißer Kapitänsjacke und mit einem Champagnerglas in der Hand an Bord stehe, schon reizvoll wäre – nein, Scherz! Wir steigen auch nicht in das Lastengeschäft ein.
Man nannte die DDSG einst „fahrendes Defizit“. Das ist vorbei.
In der Hoch-Zeit der Verstaatlichten spielte Geld keine Rolle. Die DDSG wurde dann 1995 mit Verkehrsbüro und Wien Holding als Eigentümer auf eine solide neue wirtschaftliche Basis gestellt und schreibt jährlich Gewinn!
Ihr erster Berufsweg führte Sie in den Journalismus. Sie haben für Standard, Horizont, Basta, ORF gearbeitet, sind mit einer Journalistin verheiratet und schreiben nun auch einen Gastro-Blog. Die Branche lässt Sie offenbar nicht los?
Das stimmt. Würde ich mitten in der Nacht aufgeweckt und nach meinem Beruf gefragt, würde ich Journalist sagen, was natürlich eine „Aneignung“ ist. Damit es das doch nicht ist, schreibe ich gemeinsam mit einer Freundin, der Haubenköchin Jaqueline Pfeiffer einen Blog „Die Cuisinière & Der Connaisseur“ – Lokalkritiken mit Augenzwinkern.
Dieses gegenseitige „In die Gosch’n Hauen“ und aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen, damit man viele Clicks bekommt, ist eine Unkultur. Auch, dass Vereinbarungen nicht mehr halten. Mit Vertrauen geht viel mehr weiter, das sehe ich auch in meinem jetzigen Job. Es sollte mehr Wertschätzung geben.
Hätte Sie selbst je ein Einstieg in die Politik gereizt?
Ich habe bewusst die Politik verlassen, als Alois Mock 1989 als Vizekanzler abgelöst wurde. Kabinettskollegen wie Willi Molterer oder Michael Spindelegger blieben. Ich habe mir damals gesagt: „Viel gelernt, aber das ist nicht mein Leben.“
Weil man zum Beispiel kein Privatleben mehr hat?
Ja, bis Mitternacht beim Heurigen sitzen bleiben, geht dann nicht. Es ist eine totale Vereinnahmung, man muss auf jeden Schritt aufpassen. Meine Goschertheit war schon sonst nicht immer nur vorteilhaft und wäre natürlich eine Katastrophe in der Politik.
Donaudampfschifffahrt Die DDSG, 1829 gegründet, verband einst die Kronländer der Monarchie und ist das älteste noch bestehende Schifffahrtsunternehmen der Welt. Ende des 19. Jahrhunderts hatte die DDSG 2.000 Schiffe, neun sind es heute. CEO Wolfgang Fischer, früherer Stadthallen-Chef, kam 2022 an Bord. Zum 195. Geburtstag wird am Sonntag 21. Juli auf ORF 2 um 18.30 Uhr bundesweit ein „Österreich-Bild“ über die DDSG ausgestrahlt
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