Das erste Fertigteilhaus der Welt hat einen neuen Eigentümer

Märchenhafte Villa Blumenthal
Villa Blumenthal, wo das "Weiße Rössl" entstanden ist, wurde von Wiener Musikverleger gekauft.

Bad Ischl.

Villa Blumenthal wurde von Peter Janisch an Wiener Musikverleger verkauft. Angefangen bei der Kaiservilla stößt man in Bad Ischl fast auf Schritt und Tritt auf Villen mit klingenden Namen. Nestroy, Lehár oder Kálmán sind so verewigt. Mit der „Villa Blumenthal“, die das weltweit erste Fertigteilhaus und Geburtsstätte des Lustspiels „Im Weißen Rössl“ ist, hat nun eines der geschichtsträchtigsten Objekte in dem Sommerfrische-Ort nach mehrjähriger Suche den Besitzer gewechselt.

Vor 37 Jahre kaufte Peter Janisch (76), der durch seinen Erotikverlag Bekanntheit und Wohlhaben erlangt hat, das hölzerne Prunkstück aus kanadischer Pechkiefer. Er rettete das Haus vor dem Verfall und richtete es stilgerecht ein. Der gebürtige Bad Ischler und in Wien tätige Musikverleger Alexander de Goederen hat die einzigartige Villa nun gekauft. Um „hier zu wohnen“, wie er erklärt.

Liebhaber

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Peter Janisch gab Villa ab und schreibt unter Palmen Buch über die Wilderer

„Da waren zwei auf einer Linie. Der Verkäufer ist froh, dass sich ein Liebhaber für das Haus gefunden hat und dass es bewohnt wird“, erzählt Immobilienmakler Matthias Rettenbacher von Remax über den Deal.

„Das kann ich nur bestätigen. Es ist schwer für solche Gebäude den Richtigen zu finden. Ich habe das Haus auch wirklich schweren Herzens verkauft“, erzählt Janisch, den der KURIER in Gran Canaria erreicht. „Ich leide an einer Lungenkrankheit und vertrage deshalb die kalten Wintermonate nicht“, erklärt der Verkäufer. Unter Palmen wolle er nun den dritten Band seiner alpenländischen Wilderer-Geschichten fertigschreiben, kündigt er an. Nach Bad Ischl werde er aber immer wieder kommen. Das Schicksal der Villa will Janisch weiterverfolgen. Über die Geschichte des Gebäudes hat Janisch 6000 Broschüren für Interessierte aufgelegt. Architekt Johannes Lange baute das Haus 1890 in Berlin, dann zerlegte er es und stellte es 1893 für die Weltausstellung in Chicago wieder auf.

Einzelteile

Nach Ischl kam das damals sensationelle Gebäude durch den Schriftsteller und Berliner Theaterkritiker Oskar Blumenthal. Der hatte sich in das Objekt auf der Weltschau verliebt. Er ließ es in seine Einzelteile zerlegen, als Schiffsfracht nach Europa bringen und in Ischl aufbauen. Als zugereister Bad Ischler schrieb Blumenthal in seiner Villa das Lustspiel „Im Weißen Rössl“. Inspiriert wurde er dabei von der Wirtin eines Gasthauses im Ischler Ortsteil Lauffen. Später verlagerte sich die Handlung an den Wolfgangsee.

Blumenthal hatte einst berühmte Künstler, wie Nestroy oder Strauss zu Gast. Gut möglich, dass sich mit dem neuen Besitzer wieder mehr kulturelle Ereignisse rund um Märchenhaus ergeben, wie sich das auch Janisch wünschen würde.

Alexander de Goederen zeigt sich da nicht abgeneigt, hat aber hauptsächlich die Nutzung als Privathaus im Sinn. Traditionelle Events, wie das Treffen von Oldtimer-Bikern im Oktober, möchte er beibehalten. „Vielleicht ergibt sich irgendwann rund um den Kaiser-Geburtstag etwas, wo man das Haus besichtigen kann“, sagt De Goederen. Er will sich aber keinen Druck machen.

Stillschweigen haben er und Janisch über den Kaufpreis vereinbart. „Das Geld stand nicht im Vordergrund. Das Gespräch über den Kaufpreis war in einer Minute und 20 Sekunden erledigt“, erzählt der neue Besitzer.

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