Chaletdörfer mit 1.200 Betten sollen in Kärnten entstehen

Chaletdörfer mit 1.200 Betten sollen in Kärnten entstehen
Kritiker bemängeln Leerstand, fehlende Rücksichtnahme auf das Klima und die Schaffung von nur einigen wenigen Arbeitsplätzen

Nicht nur die Errichtung des Windparks Bärofen spaltete die Kärntnerinnen und Kärntner im Moment. Auch ein zweites, heißes Thema koch erneut hoch: Die Entstehung von Chalet-Dörfern. Projekte sind sowohl am Presseggersee, Hochrindl und am Goldeck in Planung. Platz sollen sie zusammen für 1.200 Gästebetten bieten.

Aber wo für die Investoren Betongold glänzt, sehen Kritiker Naturzerstörung und die Schaffung nur weniger Arbeitsplätze.

Am Goldeck stellte Grundeigentümer Johannes Berger 2020 den Antrag auf Flächenumwidmung von Almfläche auf Kurgebiet: „Unser Alm Resort Gut Oberaich zu Schüttbach ist ein langfristiges Ganzjahreskonzept,“ so Berger. Geplant sind 78 Chalets mit 486 Betten zur Vermietung.

13 Millionen Euro Jahresumsatz

Bergers Konzept geht von 220 Vollbelegungstagen pro Jahr aus, die einen Jahresumsatz von 13 Millionen Euro und eine Nächtigungstaxe von 50.000 Euro für die Gemeinde bringen würden. Die Investitionssumme beträgt 30 Millionen Euro.

„Das neue Raumordnungsgesetz, das jetzt im Kärntner Landtag begutachtet wird, wird den Anforderungen der Klimakrise überhaupt nicht gerecht, es ist ein Kniefall vor Investoren,“ sagt die Raumplanerin Gaby Krasemann. Sie befindet zum Sternenberg Resort auf der Hochrindl – 480 Betten, Investitionssumme 100 Millionen Euro –, dass Chaletdörfer in anderen Bundesländern bereits gescheitert seien.

Krasemann kritisiert die Großprojekte, spricht von „Raubrittertum“ und vergleicht die Situation in Kärnten mit jener in Ostberlin nach der Wende. Aufgrund der niedrigen Zinsen gebe es zu viel Geld, wodurch Investitionen in Bauprojekte attraktiv würden.

Vermietungszwang

Die bayerische SNI-Immoreal beginnt diesen Sommer am ehemaligen Oberhofer Areal am Pressegger See mit dem Bau der „Luxury Lake Suites“ mit 282 Betten. Die Wohneinheiten werden verkauft. Projektleiter Albert Schöberl: „Es besteht ein Vermietungszwang, wenn der Eigentümer nicht selbst in seiner Suite wohnt, und damit auch im November gemietet wird, ist ein beheizter Seewasserpool vorgesehen. Wir haben uns viel Mühe gegeben, das nachhaltig zu verwirklichen.“ Zehn bis 15 neue Arbeitsplätze werden durch das Projekt geschaffen. Eine Suite kostet zwischen 290.000 und 900.000 Euro.

„Die Bauprojekte in Kärnten sind von überregionalem Interesse, schließlich geht es um unsere Natur,“ betont Oliver Fritz, Regionalentwicklungsexperte des WIFO. Der Ökonom kritisiert die Projekte und fordert: „Überlegt euch, was mit dem Geld sonst gemacht werden könnte. Es könnten qualitätsvollere Arbeitsplätze geschaffen werden. Zentral ist die Frage nach den Opportunitätskosten – das heißt, zu bewerten, welche Investitionen langfristig Mehrwert schaffen.“

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