Caritas entschuldigt sich für Gewalt in ihren Heimen
"Wie entschuldigt man sich für etwas, für das es keine angemessene Entschuldigung geben kann?", fragte Caritas-Direktor Michael Landau am Montag. Und er wagte trotzdem den "ernst gemeinten Versuch": "Ich möchte mich bei all jenen, die in unseren Einrichtungen Gewalt erfahren haben, aufrichtig entschuldigen. Das Leid der Betroffenen wird nicht relativiert."
Am Mittwoch präsentierte die Caritas ihren Bericht "Erinnern hilft Vorbeugen", in dem die Gewalttaten in Erziehungseinrichtungen der Caritas der Erzdiözese Wien aufgearbeitet werden. 48 Betroffene meldeten sich bis Ende Juni. Sie mussten in den Großheimen der Caritas etwa Erbrochenes essen, stundenlang in der sogenannten "Schranz-Hocke" ausharren, wurden geohrfeigt, geschlagen und gedemütigt. "Es erfolgte die regelhafte Anwendung von psychischer, physischer und sexuelle Gewalt durch Mitarbeiter und Führungskräfte der Caritas", sagt Tanja Kraushofer, Autorin des mehr als 100 Seiten umfassenden Berichts.
Die meisten Vorfälle fanden in der Zeit von 1950 bis Ende der 1970er-Jahre statt – und vor allem im "Bubenheim" Retz, im "Mädchenheim" Lanzendorf, im "Kinderheim" Lacknergasse und im "Heim für behinderte Kinder und Jugendliche" Am Himmel in Wien. Dort wurden auch 2004 noch Kinder in dunkle Zimmer eingesperrt oder in ihrem Erbrochenen sitzen gelassen. "Damit gehören die Einrichtungen der Caritas in die Reihe staatlicher wie konfessionell betriebener Fürsorgeanstalten, in denen systematische Gewalt angewendet wurde", sagt Landau.
Prävention
Bisher leistete die Caritas 366.000 Euro an "Gestenzahlungen" – zwischen 5000 und 25.000 Euro pro Person. Das Geld stammt laut Geschäftsführer Klaus Schwertner aus Rücklagen.
Außerdem wird Kraushofer, die Autorin des Berichts, Beauftragte für Gewaltprävention. Mitarbeiter- und Klienten sollen künftig regelmäßig befragt werden. Dafür bekam die Caritas auch Lob von Kurt Scholz, Mitglied des Expertenbeirats, mit dessen Hilfe der Bericht erstellt worden war: Die Caritas sei ein "Rollenmodell", denn noch immer fehle eine bundesweite Präventionsplattform.
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