Immer mehr Touristinnen lüften den Schleier

Immer mehr Touristinnen lüften den Schleier
Seit einem Jahr ist das Verhüllungsverbot in Kraft. Es gab kaum Verstöße, die Ausnahme ist Zell am See

Sperriger Name, große Aufregung. Als das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz vor einem Jahr, am 1. Oktober 2017 in Kraft trat, sorgte das für großes Aufsehen. Die Aufmerksamkeit verflüchtigte sich aber recht schnell, und das zu Recht, wie die ersten Zahlen zeigten. Im ersten Halbjahr gab es österreichweit nur 50 Anzeigen.

Die Zahlen gingen weiter zurück. So weit, dass sie in den meisten Bundesländern gar nicht mehr erfasst werden. Der Aufwand wäre zu groß. In Wien gab es am vergangenen Montag die zweite Festnahme aufgrund des Burkaverbots. Aber auch hier gehen die Zahlen kontinuierlich zurück. „Im Sommer hat es einen Monat gegeben mit zwei Abmahnungen“, sagt ein Polizei-Sprecher.

Ein Rundruf des KURIER ergab, dass das österreichweit die Regel ist. Es gibt aber eine Ausnahme: Zell am See. Die Region um die Pinzgauer Kleinstadt ist neben Wien die beliebteste Destination für arabische Touristen. Bis zum Juni war es auch hier ruhig. In der Hauptsommersaison von Juli bis September gab es allerdings 251 Organmandate und eine Anzeige. Aufgrund der vielen arabischen Touristen in der Stadt ist das Gesetz im Pinzgau nach wie vor im Gespräch.

„Natürlich ein Thema“

„Natürlich ist es ein Thema“, sagt Zells Bürgermeister Peter Padourek (ÖVP). „Wir haben eine viel höhere Dichte an Touristen auf kleiner Fläche als etwa in Wien. Da muss man schauen, wie kann man das umsetzt. Unsere Polizei hat das sehr gut gemacht“, meint Padourek.

Sogar der saudi-arabische Botschafter in Österreich war im Sommer in Zell am See, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. „Ich habe ihm gesagt, wir Österreicher respektieren das Gesetz in ihrem Land, umgekehrt erwarten wir das genauso. Das hat er auch so gesehen“, sagt der Zeller Bürgermeister. Auch die Aufklärung vorab funktioniere in Zusammenarbeit mit dem Außenministerium sehr gut.

Nicht weniger Gäste

Setzt man die Zahlen in Verbindung zur Anzahl der arabischen Touristen, relativiert sich das Problem freilich auch für Zell am See. Alleine von Mai bis Juli (aktuellste Zahlen) gab es in Salzburg 75.988 Ankünfte aus arabischen Ländern. Dass arabische Touristen aufgrund des Gesetzes weniger gerne nach Österreich kommen, ist nicht zu beobachten. In den ersten drei Monaten der Sommersaison nahm die Zahl der Nächtigungen von Gästen aus arabischen Ländern sogar um 12,6 Prozent zu. Auch in Salzburg stiegen die Zahlen um 10,8 Prozent.

Im August habe es in Zell am See allerdings einen Rückgang gegeben, berichtet Bürgermeister Padourek. „Ich habe das Feedback bekommen, dass es weniger geworden ist. Ob das mit dem Gesetz zu tun hat, kann man natürlich nicht sagen. Es kann auch mit der Verschiebung des Ramadan oder anderen Veranstaltungen wie dem Ironman zu tun haben“, erklärt Padourek.

Im September ist die Zahl der Organmandate auch in Zell am See schon wieder deutlich zurückgegangen. Es kehrt wieder Normalität ein. „Die meisten arabischen Gäste kann man kaum mehr unterscheiden, sie sind recht westlich angezogen“, sagt Padourek.

Zuwachs


Die Zahl der arabischen Touristen in Österreich wächst stetig. Von Mai bis Juli 2018 gab es 527.052 Nächtigungen. Ein Zuwachs von 12,6 Prozent. Zum Vergleich: Aus China gab es im selben Zeitraum 467.145 Nächtigungen.
 
Für die arabischen Gäste gibt es zwei Hotspots. Das Land Salzburg kam in der Sommersaison 2017 auf 675.552 Nächtigungen, Wien auf 240.542 Nächtigungen.

 

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