Bundesverwaltung in Zukunft außerhalb von Wien?

Bundesverwaltung in Zukunft außerhalb von Wien?
Was spricht dafür, dass Bundesstellen außerhalb Wiens angesiedelt werden - und was dagegen?

Pro

von Martin Gebhart

Wer dafür ist, dass Bundesstellen auch außerhalb der Bundeshauptstadt Wien angesiedelt werden, hat rasch alle Vorurteile der Welt gegen sich: Was sollen so wichtige Institutionen in der Einöde? Wie sollen die Beamten ihren Arbeitsplatz erreichen? Was bedeutet das für den Pendlerverkehr? Gibt es in den Regionen überhaupt genügend Akademiker?

Eigentlich sehr platte – zum Teil überhebliche – Argumente, die ganz einfach das Bild vom Land wiedergeben, das in der Bundeshauptstadt Wien vorherrscht. Da versteht man unter Pendeln nur den Weg in die Stadt. Die umgekehrte Richtung ist in diesem Umfeld für viele gar nicht vorstellbar. Dass Staaten wie Schweden, Finnland oder Dänemark derartige Verlagerungen bereits seit dem Jahr 2002 konsequent durchführen, wird da einfach beiseitegeschoben.

Auf der anderen Seite spricht alles von der Digitalisierung, von der neuen Arbeitswelt. Und bei den Bundesstellen wird argumentiert, dass diese in Wien angesiedelt sein müssen, um die Behördenwege einfacher zu machen. Was nun? Von der Wirtschaft verlangt man, dass sie im 21. Jahrhundert ankommen muss. Die Behördenwelt darf aber – vor allem gedanklich und räumlich – in der Monarchie verankert bleiben.

Die entscheidende Diskussion ist aber eine andere: Wer es mit der Chancengleichheit zwischen dem urbanen und dem ländlichen Raum ernst meint, muss auch Taten setzen. Lippenbekenntnisse bei Sonntagsreden nutzen jenen Akademikern wenig, die nur dann in Bundesämtern unterkommen, wenn sie ihre Heimatregion in Richtung Wien verlassen. Das ist derzeit leider die – für die Bundesländer – bittere Realität.

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