Schöne Hochzeit, schlechte Witze

honorarfrei. Der Standesbeamte glänzte bei der Hochzeit mit abfälligen Bemerkungen über die Ehe
Wie ein Standesbeamter versuchte, lustig zu sein, und fast den schönsten Tag verdarb.

Es war ein schöner Frühlingstag in diesem Jahr. Recht kalt, dafür sonnig. Schon als die Braut den Trauungssaal betrat, waren viele Gäste den Tränen nah. Und als die Braut bei ihrem Bräutigam angekommen war, waren die ersten Tränen schon vergossen. Für viele war es die erste Hochzeit im Freundeskreis. Die Aufregung war groß; die Freude nicht zu übersehen.

Bis der Standesbeamte das Wort ergriff: „Man fragt sich ja manchmal: Ist es überhaupt noch zeitgemäß, zu heiraten?“, begann er seine Rede: „Und ganz interessant ist ja das Wort ,Ehe‘ selbst. Viele sagen ja, es bedeutet ,Errare Humanum Est‘. Für Nicht-Lateiner: ,Irren ist menschlich‘“, führte der Standesbeamte aus. „Andere sagen, man kann in der Ehe Sorgen teilen, die man alleine gar nicht hätte.“

Und weiter: „Zur Ehe gehören natürlich auch Kinder. Die nennen wir dann ,Malheur‘. Die Schwiegermutter gehört auch dazu, da sagt man dann ,Grand Malheur‘.“

Blöde Witze

Das war die launige Rede des Standesbeamten im Bezirk Gmünd in Niederösterreich, die von den Hochzeitsgästen wenig witzig aufgenommen wurde. Alle warteten darauf, dass er seinen plumpen Hochzeitswitzen wieder die Schärfe nimmt. Vergeblich. Und weiter im Programm: „Es gibt Aussagen, dass der Hochzeitstag der schönste Tag im Leben einer Frau ist. Und da frage ich mich natürlich, wo ist an diesem Tag der Ehemann?“

Keine Volksmusik-Fans

Ein Versuch, lustig zu sein? Wahrscheinlich. Nur fanden die Rede des Standesbeamten weder das Brautpaar noch seine Gäste lustig: „Er hat Witze gegen die Ehe gerissen und es ist kein ,Aber’ gekommen“, schildert Sabine B., die enttäuschte Braut. „Wenn ich gegen das Heiraten bin, darf ich nicht Standesbeamter werden“, ärgert sich die 24-Jährige. „Mein Mann hat während der Trauung die ganze Zeit meine Hand gedrückt, um mir zu sagen, dass es eh gleich vorbei sein wird“, erzählt B. Als der Standesbeamte aber begann, von Nik. P. (österreichischer Volksmusiker, Anm.) und DJ Ötzi zu erzählen, sei auch der Ehemann kurz davor gewesen, zu gehen. „So etwas gehört nicht in eine Hochzeit“, sagt Klaus B, „in den Vorgesprächen ist uns der Beamte nett vorgekommen. Dass er dann so blöde Witze reißt, damit haben wir nicht gerechnet.“

Und damit, dass sich jemand über seine Witze beschwert, hat wiederum der Standesbeamte nicht gerechnet: „Ich habe diese Sätze schon zwei oder drei Mal verwendet“, sagt er im KURIER-Gespräch. 30 Jahre mache er seinen Job schon, negativ habe das noch nie jemand aufgefasst. „Ich habe sogar recht positive Rückmeldungen dazu bekommen“, erzählt der Beamte, der übrigens selbst verheiratet ist und angibt, nichts gegen die Ehe zu haben. „Wenn das Brautpaar das falsch aufgefasst hat, tut mir das natürlich leid“, erklärt sich der Standesbeamte. „Ich werde daran arbeiten.“

„Traumhochzeit“ Unter diesem Titel bewirbt die Stadt Wien die schönsten Plätze für den schönsten Tag des Lebens. Seit 2010 sind die Blumengärten Hirschstetten der beliebteste Hochzeitsort. Gefolgt von Schloss Wilhelminenberg und dem Weingut Cobenzl.

Standesbeamte Die Ausbildung zum Standesbeamten dürfen in Wien alle Mitarbeiter der Stadt absolvieren. Nach einer Einschulungsphase von fünf Monaten dürfen die Beamten Trauungen durchführen. Eine Prüfung gibt es nicht.

Kommentare