Buhlen um Schule für die Kinder der Reichen

Private Investoren (TIS) wollen ein Eliteinternat für 300 internationale Schüler in Tirol errichten. Die Schüler werden Uniformen tragen (Symbolbild).
Fünf Gemeinden wollen Standort für ein Eliteinternat werden. Sie hoffen auf einen Geldregen.

Regelrecht aus dem Dorf gejagt hat man die Projektbetreiber Anfang des Jahres in Rinn. In der Gemeinde im Speckgürtel von Innsbruck wollten private Investoren ein Elite-Internat für 400 Schüler errichten. Die Politik war dafür. Gescheitert ist das Vorhaben am massiven Widerstand der Bevölkerung. Die wollte sich unter anderem nicht ein beliebtes Stück Natur verbauen lassen.

Hoffen auf Geldregen

Doch inzwischen hat ein regelrechtes Buhlen um die Tyrol International School eingesetzt. 17 Gemeinden haben sich ins Spiel gebracht, fünf sind noch im Rennen. In Zeiten klammer Kommunalkassen hoffen die Bewerber vor allem auf eines: einen warmen Geldregen. "Wir rechnen mit 200.000 bis 300.000 Euro an jährlichen Abgaben. Das wäre ein schönes Geld für die Gemeinde", sagt Johannes Marthe, der Bürgermeister von Reith bei Seefeld. Hinzu würde noch die Verpachtung bzw. der Verkauf des Grundstücks kommen.

Der kleine Ort in der Olympiaregion Seefeld hat zurzeit die besten Karten. Wie in Rinn steht auch dieses Mal der Gemeinderat hinter dem Vorhaben. Damit auch die Bevölkerung mit an Bord ist, wird das Projekt vom Bürgermeister und der TIS Development GmbH in einem Info-Schreiben in den schönsten Farben gemalt. Vor allem soll offenbar jede mögliche Sorge bereits im Keim erstickt werden.

Kuriose Werbung

Und das hat ein teils kuriose Anmutung. Vor allem wenn es um die Schüler aus gutem Hause geht, die das Internat dereinst beziehen sollen. Die dürften kein Moped fahren. Und falls sie rauchen, Alkohol oder Drogen konsumieren, würde das "mit sofortigem Ausschluss geahndet".

Das Eliteinternat solle zudem langsam wachsen: von anfänglich 30 auf bis zu 300 Schüler im Endausbau.

"Wir wollen gewisse Annahmen erst gar nicht hochkommen lassen",sagt TIS-Geschäftsführer Leonhard Pertl, der gesteht, dass man aus den Erfahrungen in Rinn gelernt hat. "Dort sind sehr viele Innsbrucker hingezogen, die absolute Ruhe und keine Veränderungen in ihrem Wohnumfeld wollen." In einer Tourismusgemeinde dürften die Voraussetzungen besser sein, hofft Pertl.

Investoren aus Tirol

Für die International School stehen Elite-Internate in der Schweiz Pate. Das Kundensegment ortet der TIS-Geschäftsführer "zu 80 Prozent in der ganzen Welt, von Brasilien über Indien bis Japan."

40.000 Euro soll das Internat die betuchten Eltern der Kinder pro Jahr kosten. Als Besonderheit will man ihnen die Sportmöglichkeiten für ihre Sprösslinge im Winter schmackhaft machen. "Die Schweizer Internate sind vor allem um den Genfer See und Zürich angesiedelt und haben das nicht", erklärt Pertl.

Hinter der TIS stehen vor allem Investoren aus Tirol. Die dürfen auf Unterstützung vom VP-Wirtschaftsflügel bis hin zum Tiroler Landeshauptmann Günther Platter bauen. Welche Gemeinde den Zuschlag erhält, soll bis Jahresende entschieden werden. Bis dahin geht das Buhlen weiter. Am Donnerstag teilte die Gemeinde Reutte mit, dass auch sie einen einstimmigen Beschluss gefasst habe: Mit dem Ziel, die Eliteschule ins Außerfern zu bringen.

Kommentare