Bürgermeister-Stichwahlen: Kaiserstadt Bad Ischl bleibt in roter Hand

Bürgermeister-Stichwahlen: Kaiserstadt Bad Ischl bleibt in roter Hand
In 72 Gemeinden gab es Stichwahlen. Die Grünen stellen erstmals einen Bürgermeister. SPÖ-Stadtchef Luger in Linz klar bestätigt.

Bad Ischl. Der Name des Kurorts im  Salzkammergut lässt bei den meisten Österreichern sofort Kitschbilder vor dem geistigen Auge entstehen. Von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Sisi, denen die Stadt als Sommerresidenz diente. Oder von zuckersüßen Spezialitäten wie dem Zaunerstollen von der namensgebenden Traditionskonditorei, die einst als Hoflieferant fungierte.

Alles andere als zuckersüß war der Gemeindewahlkampf der vergangenen Wochen in der 14.000-Einwohner-Stadt Bad Ischl (Bezirk Gmunden), der am Sonntag in einem Duell um den Bürgermeistersessel endete. In der Stichwahl kämpften SPÖ-Bürgermeisterin Ines Schiller und ausgerechnet ihr Ex-Parteikollege Hannes Mathes mit seiner Liste „Zukunft Ischl“ um das Amt.

63 Stimmen machten den Unterschied

Schiller setzte sich mit 50,43 Prozent denkbar knapp durch. Mathes erhielt nur um 63 Stimmen weniger. Damit bleibt das Stadtoberhaupt zwar rot, der Gemeinderat ist es nicht. Denn in diesem erreichte bei der Wahl am 26. September die Liste Mathes mit 34,13 Prozent knapp die Mehrheit. Die SPÖ kam auf 32,65 Prozent.

Bürgermeister-Stichwahlen: Kaiserstadt Bad Ischl bleibt in roter Hand

Ines Schiller (SPÖ) bleibt im Amt

Beide haben damit jeweils 13 Mandate inne. Eine enge Zusammenarbeit wird sich damit wohl nicht vermeiden lassen. Und wird auch, vor allem im Hinblick auf Bad Ischl als europäische Kulturhauptstadt 2024, notwendig sein.

Wie sich diese gestalten wird, ist fraglich, denn ganz so reibungslos liefen der Wahlkampf und die Monate davor nicht: Schiller folgte 2020 ihrem Lebensgefährten Hannes Heide – der sich in das EU-Parlament verabschiedete und bei der Ausschreibung zur Kulturhauptstadt federführend war – als Bürgermeisterin nach.

Monate später verließ Hannes Mathes, ehemaliger SPÖ-Landesgeschäftsführer von Salzburg, die Partei und gründete seine eigene Liste, mit der er zur Wahl antrat. Die ÖVP löste sich im Zuge dessen komplett auf, ihre Mandatare wanderten hinter Mathes.

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Mathes gratulierte Schiller am Sonntag nach einen langen und intensiven Wahlkampf zum Sieg

Was Schiller in einem KURIER-Gespräch wie folgt zusammenfasste: „Mathes hat sein rotes Mäntelchen ausgezogen und sich das  schwarze noch nicht ganz angezogen. Es gibt nun eine Mathes-ÖVP.“ Immerhin unterstützte Mathes Landeshauptmann Thomas Stelzer beim Wahlkampf-Auftakt der ÖVP per Videobotschaft.

Matthes gratulierte Schiller am Wahlabend spontan. Sie zeigte sich erleichtert: "Es war ein langer und intensiver Wahlkampf. Heute wird gefeiert, ab nächster Woche tagen unsere Parteigremien", erklärte sie wenige Minuten nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses.

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In Attersee schaffte Rudolf Hemetsberger für die Grünen eine Sensation

Eine Sensation gelang den Grünen in Attersee (Bezirk Vöcklabruck). Rudolf Hemetsberger eroberte für die Öko-Partei erstmals ein Bürgermeisteramt in Oberösterreich. Er konnte sich in dem Duell mit 59,94 Prozent klar gegen seinen Konkurrenten Philip Weissenbrunner (ÖVP) durchsetzen.

Das Ergebnis war mit Spannung erwartet worden. Vor zwei Wochen lagen die beiden Bürgermeisteranwärter noch eng beisammen. Hemetsberger kam beim ersten Wahldurchgang auf 34,9 Prozent der Stimmen, Weissenbrunner auf 31,19 Prozent.

"Mit so einem Ergebnis hätten wir nie gerechnet. Es hat uns in Attersee bis jetzt ja noch nicht gegeben", sagt Hemetsberger in einer ersten Reaktion zum KURIER. "Ich bin sehr glücklich und freue mich riesig über den großen Zuspruch und den Vertrauensvorschuss."

Überraschung in Schärding

In Arbing (Bezirk Perg) stand mit Roland Vuketich ebenfalls ein Grüner in der Stichwahl. ÖVP-Amtsinhaberin Hermine Leitner behielt mit 57,24 aber klar die Oberhand. Eine große Überraschung gab es hingegen in Schärding. In der Bezirkshauptstadt unterlag Langzeit-Bürgermeister Franz Angerer (ÖVP) dem SPÖ-Herausforderer Günter Streicher, der sich mit 53,06 Prozent der Stimmen den Sieg in der Stichwahl und somit das Bürgermeisteramt eroberte.

Linzer Bürgermeister gewinnt Wahl klar

Den erwarteten Sieg hat Klaus Luger (SPÖ) in Linz eingefahren. Der seit 2013 amtierende Stadtchef setzte sich in der Stichwahl klar gegen ÖVP-Herausforderer Bernhard Baier durch. Die Wahlbeteiligung lag nur bei 30,3 Prozent. Das dürfte der eindeutigen Ausgangslage geschuldet gewesen sein.

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ÖVP-Herausforderer gratulierte in Linz SPÖ-Amtsinhaber Luger zur Wiederwahl

Luger kam bereits im ersten Wahldurchgang auf 43,66 Prozent. Baier schaffte es mit nur 16,43 Prozent in die Stichwahl.

Die Landeshauptstadt bleibt nun jedenfalls weiterhin fest in roter Hand. Der SPÖ-Bürgermeister führte seine Partei bei den Gemeinderatswahlen am 26. September mit 34,39 Prozent (+2,37 Prozent) wieder klar auf den ersten Platz und wird im Stadtparlament den Ton angeben. Dahinter reihen sich ÖVP, Grüne und FPÖ, genau in dieser Reihenfolge.

Wie Luger mit ihnen kooperieren will, stellte er bereits vergangene Woche im Zuge einer Pressekonferenz vor. Ein Arbeitsübereinkommen – wie es vor sechs Jahren vor allem mit der FPÖ geschlossen wurde – möchte er nicht mehr, dafür ein Bekenntnis aller Parteien, Linz zur klimaneutralen Industriestadt weiterzuentwickeln.

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Bis 2040 solle die Stadt nur mehr mit Strom aus erneuerbaren Energieträgern, vor allem mit Wasserstoff, versorgt werden und Linz in diesem Bereich ein Entwicklungszentrum sein.

Wie die Parteien mit Lugers Vorschlag des „modernen Proporz“, wie er es nennt, umgehen, wird man sehen. Die Parteiengespräche sind ab heute, Montag, angesetzt. Linzer FPÖ-Politiker Markus Hein trauert einem fehlenden Arbeitsübereinkommen auf alle Fälle nicht nach: „In den Gemeinden ist ein Verhältniswahlrecht und da muss man ohnehin zusammenarbeiten.“

Zufrieden zog am Sonntagabend die in Oberösterreich dominierende ÖVP Bilanz. Habe man bisher 329 Bürgermeister gestellt, seien es nun 331. „Die Bürgermeisterwahlen sind für die OÖVP hoch erfreulich. Mit 331 Bürgermeister stellt die OÖVP künftig in dreiviertel aller Gemeinden den Bürgermeister", zeigte sich Landeshauptmann Thomas Stelzer erfreut.

"Damit haben wir als OÖVP unsere Position als Bürgermeister-Partei sogar noch einmal ausgebaut und sind die gestaltende Kraft in den Gemeinden“, so Stelzer.

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