Die Vision des bloggenden Paters: "Ich will Millionen erreichen"

Für seine Videos setzt der Pater auf Selbstinszenierung und steigt dafür auch in den Inn oder ins Gokart.
In "Willkommen Österreich" sorgt Bruder René aus Tirol für Lacher. Der Pater sieht das als Chance.

Er taucht aus dem eiskalten Inn auf, springt im Gangnam-Style durch ein Einkaufszentrum oder rast mit einem Gokart in einer Halle herum. Bis vor ein paar Wochen liefen die Aktionen des Franziskaner-Paters Bruder René praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Und das obwohl der wöchentliche Video-Blog des 45-Jährigen, mit dem er seine Gedanken zu Gott und der Welt verbreitet, auf Youtube theoretisch einem Milliardenpublikum zugänglich ist.

Die 250. Sendung des ORF-Satireformats "Willkommen Österreich" am 1. April hat die Welt des Tirolers, der als Schulseelsorger an einem Gymnasium in Telfs arbeitet, grundlegend verändert. "Am nächsten Tag haben mich die Schüler mit ’Hey Fernsehstar’ begrüßt", erzählt René Dorer. Dass eines seiner Videos von Grissemann und Stermann ausgestrahlt wurde, hat er noch am selben Abend erfahren."Ich habe eine Facebook-Nachricht bekommen."

Der gebürtige Osttiroler lebt in einem Kloster in Telfs, ist aber auch in den sozialen Medien zu Hause. "Es ist ein Franziskaner-Ideal, zu den Menschen auf die Straße zu gehen. Ich versuche dort zu sein, wo die jungen Menschen sind", erklärt der Pater seine Motivation. "Willkommen Österreich" hat ihm eine Bühne gegeben, die er nützen will. "Ich weiß, dass ich dort verarscht werde. Aber ich sehe das als Chance."

Bei seiner TV-Premiere hatte der Franziskaner die Lacher auf seiner Seite. In einem Video erklärte er, warum Pornos, die er als "Bornos" aussprach, ein Irrweg der Sexualität seien. Frei von der Leber weg erzählte der Mann in der Kutte, dass auch er als Jugendlicher vor den Verlockungen der Pornohefte nicht gefeit war. "Ich bin aber kein Sexmoralapostel. Ich habe ein Gespür dafür, was junge Menschen beschäftigt."

Keine Angst vor Rap

Dieser Anspruch ist in seinen Videos durchaus zu spüren: Bruder René weiß, was in der bunten Medienwelt gerade so läuft. Und thematisiert etwa den Stratosphärensprung von Felix Baumgartner und springt dafür mit Luftballon und Helm von einer Leiter. Er sinniert über den Steuerskandal um Uli Hoeneß während er einen Ball ins Tor kickt. Für seinen neuesten Blog schreckt Dorer auch vor Rap und Hip-Hop-Sprache nicht zurück. In dem heißt es u.a.: "Jesus, du bist heut bei mir. Schenk mir diesen Skill." Es scheint beinahe, als versuchte der Pater bewusst neuen Stoff für Satire liefern zu wollen.

Dorers schrägen Auftritte sorgen auch im österreichischen Franziskaner-Orden für Aufsehen. "Einzelne Videos sind umstritten. Es gibt Mitbrüder, die sagen, dass das peinlich ist und das Image der Franziskaner zerstört", erzählt Dorer. Dabei gehe es aber vor allem um das Ordensgewand, das er auch bei seinen Videos immer trägt. Egal ob er gerade im Inn schwimmt oder in einem Fitnessstudio Gewichte stemmt.

Gleichzeitig hat der Pater mit Hang zur Selbstinszenierung auch den Rückhalt seines Ordens. Der finanzierte ihm 2009 eine zweijährige Journalismus-Ausbildung in München, damit er seinen Blog professionalisieren konnte. Jetzt hat er es damit immerhin ins Fernsehen geschafft.

Link: bruder-rene.net

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