Doch woran liegt das? Und droht jetzt Wien ein massiver Anstieg der Erkrankungszahlen?
Vorweg: Diese Frage lässt sich schwer beantworten – zu viele Faktoren beeinflussen aktuell das Pandemiegeschehen. „Wir befinden uns in einer komplizierten Großwetterlage“, formuliert es ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Anders als etwa der Epidemiologe Hans-Peter Hutter geht er nicht davon aus, dass der jetzige Anstieg der Zahlen bereits auf die Lockerung des Lockdowns am 8. Februar zurückzuführen sei. „Deren Auswirkung werden wir wohl erst kommenden Dienstag sehen.“
Bleiben zwei andere mögliche Faktoren als Auslöser: Die neuen ansteckenderen Virus-Varianten und die Zahl der Tests. Letztere kletterte zuletzt in Wien in lichte Höhen: Lag man im September noch bei knapp 5.000 pro Tag, waren es im Jänner 18.554 und zuletzt sogar 39.677.
Wobei die Rate der positiven Tests konstant unter einem Prozent (aktuell 0,8%) liegt. Das ist österreichweit der vierthöchste Wert.
Die Konstanz könnte darauf hindeuten, dass aktuell keine große Zunahme der Virus-Verbreitung vorliegt, aber Vorsicht ist geboten: „Es könnte auch sein, dass die Rate aktuell sinken würde, gäbe es nicht die starke Verbreitung der britischen Virus-Variante B.1.1.7.“, gibt der Sprecher zu bedenken. Tatsächlich betrage ihr Anteil in Wien laut Abwasser-Proben schon 43 Prozent. Generell sei sie in den östlichen Bundesländern deutlich stärker verbreitet als im Westen Österreichs.
„Die Situation in Wien ist aber keineswegs besorgniserregend“, betont Mediziner Hutter. „So war zum Beispiel die Zahl der Spitalspatienten vor zwei Wochen höher als jetzt.“ Die Situation sei aber längst noch nicht ausgestanden, „umso wichtiger ist es, weiterhin Maßnahmen wie Abstandhalten zu befolgen“, appelliert er an die Bevölkerung.
Kopfzerbrechen bereitet den Verantwortlichen auch die Situation in Niederösterreich. 115 bestätigte Fälle der britischen Variante sind aktuell im Bundesland bekannt, die Zahl könnte aber noch höher sein. Das liegt daran, dass mehr als 1.500 Proben, bei denen ein entsprechender Verdacht vorliegt, noch ausgewertet werden müssen. Bereits einmal festgestellt wurde auch eine Mutation aus Südafrika, doch hier gibt der Krisenstab Entwarnung. Der Grund: Die Betroffene hat zwar ihren Hauptwohnsitz in Niederösterreich gemeldet, lebt aber bei ihrem Mann in Tirol.
„Testen, tracen, isolieren“, heißt auch weiterhin die Devise von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Bislang seien in dem Bundesland bereits rund drei Millionen Corona-Untersuchungen durchgeführt worden, mehr als 94.000 Dosen verimpft.
Gemeinsam mit Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP) erneuerte sie zudem einmal mehr die Forderung nach allgemeiner Anerkennung der sogenannten Nasenbohrertests.
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