Brisanter Wirtschaftskrimi: Geheimdienst sucht verschwundene Millionen

FMA verschärft Geldwäsche-Bekämpfung
Ein gewiefter Ex-Chef einer russischen Hafenbetreiberfirma soll auch in Österreich Millionenbeträge gewaschen haben.

Er baute den russischen Ostsee-Hafen Ust-Luga zu einem internationalen Umschlagplatz aus, war Manager des Jahres 2008, Präsident des Unternehmerverbandes der Region Leningrad und stand bei unzähligen offiziellen Anlässen an der Seite des russischen Präsidenten Vladimir Putin. Doch der kometenhafte Aufstieg des 55-jährigen St. Petersburger Geschäftsmanns Valery Izraylit (auch Valerij Izrailit) endete vor einem Jahr abrupt mit seiner Verhaftung. Er und weitere Personen stehen im Verdacht des schweren Betruges, Unterschlagung von Geldern unter Einsatz gefälschter bzw. falscher Dokumente und der Geldwäscherei.

Die brisanten Ermittlungen, die der russische Inlandsgeheimdienst FSB leitet, führten erst kürzlich auch nach Wien. Izraylit soll Gelder über österreichischen Banken in Offshore-Destinationen, darunter sind etwa die British Virgin Islands, geschleust haben. 123 Aktenordner sind bereits mit Ermittlungsergebnissen gefüllt.

Laut russischer Medienberichten geht es um einen mutmaßlichen Schaden in Höhe von zumindest 52 Millionen Euro. Er werden aber auch deutlich höhere Beträge kolportiert. Als Geschädigte wird ein Tochterunternehmen des staatlichen Ölpipeline-Betreibers Transneft genannt. Izraylit bestreitet die Vorwürfe. Dass allerdings der FSB in den Fall involviert ist, spricht dafür, dass die Affäre weitere Kreise ziehen könnte. Vor wenigen Tagen hat das zuständige Bezirksgericht die U-Haft über Izraylit bis 20. Mai 2018 verlängert.

Indes bestätigt das Bundeskriminalamt in Wien auf Anfrage des KURIER, dass ein Geldwäsche-Rechtshilfeersuchen in Sachen Izraylit aus Russland an die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) weitergeleitet wurde. Nähere Details wollte man allerdings nicht dazu nennen.

"Ich kann bestätigen, dass wir ein Rechtshilfeersuchen erhalten haben", sagt Oberstaatsanwältin Elisabeth Täubl zum KURIER. "Inhaltlich kann ich keine Auskunft geben." Weitere Informationen müsse man bei den russischen Behörden erfragen.

Fragwürdige Figur

Valery Izraylit machte eine rasante Karriere. 1980 kam er nach Leningrad (heute St. Petersburg) und wurde nach drei Jahren dort bereits erstmals wegen illegalen Geldwechsels verurteilt. Nach zwei weiteren Gefängnisaufenthalten soll er sich einem lokalen Mafia-clan angenähert haben, berichten russische Medien. Über diesen dockte er beim Hafen Ust-Luga an, der strategisch bedeutend für Russland ist – ist er doch eine wichtige Verbindung in die Ostsee. Dort stieg Izraylit immer weiter auf und häufte ein privates Vermögen an. Auf Twitter verbreitete er Fotos vom Fischen auf seiner Hochsee-Jacht, einer seiner Söhne posiert im mit Ledersesseln ausgestatteten Privatjet. Er selbst besitzt angeblich Immobilien in London sowie Vermögen und Konten in Italien. Als begeisterter Segler veranstaltete auch die Jacht-Regatta "Ust-Luga-Cup".

Izraylit erhielt Autonummern für seine Fahrzeuge, die sonst nur dem Präsidenten und seiner Entourage zur Verfügung stehen. Zu Weihnachten brachte er stets das heilige Licht aus Jerusalem mit dem Privatjet in die Synagoge von St. Petersburg. Dass er Gelder von einem halbstaatlichen Unternehmen abgezweigt haben dürfte, könnte ihn nun zu Fall bringen. Putin machte deutlich, dass er gegen Korruption vorgehen wolle; was das Motiv für diese Ermittlungen sein kann. Allerdings ist auch denkbar, dass er in Ungnade gefallen ist.

Geheime Aktionäre

Fakt ist aber auch, dass Izraylit laut Panama Papers auf den British Virgin Islands von März 2005 bis Herbst 2014 die Viarol Ltd. unterhielt. Hier schließt sich der Kreis. Izraylit und ein Ex-Minister stehen im Verdacht, dass sie insgeheim über Offshore-Firmen die Aktienmehrheit am Hafenbetreiber Ust-Luga halten oder gehalten haben. Sie bestreiten das.

Kommentare