Brisante Finanz-Razzia im Glücksspiel-Keller

WEGA vor dem Einsatz mit der Finanzpolizei
30 Beamte von Finanzpolizei und WEGA stürmten Lokal. Die Täter werden raffinierter, sagen die Ermittler.

Am frühen Donnerstagnachmittag in der Wiener Rossauer Kaserne, eine ganz besondere Einsatzbesprechung. Rund 30 Beamte der Finanzpolizei, der Polizei-Sondereinheit WEGA und der Kripo besprechen die letzten Details für einen Zugriff. Im Visier ist ein einschlägiges Kellerlokal mit illegalen Glücksspielautomaten gleich hinter der Wiener Stadthalle. Ein ehemaliger Kohlenkeller.

"Wir können nicht ausschließen, dass die Gegenseite Tränengas einsetzt", sagt ein Finanzpolizist. Der mutmaßliche Betreiber ist ein Stammkunde der Behörden, stammt aus Bosnien, und ist wegen Körperverletzung mehrfach vorbestraft. "Er ist als gefährlich einzuschätzen", sagt der Beamte.

Brisante Finanz-Razzia im Glücksspiel-Keller
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Rund eine Stunde später wird eine Überwachungskamera an der Außenmauer des Lokals zugeklebt. Nachdem niemand an der Türe öffnet, setzt die WEGA eine Ramme ein. "Achtung, Schleusen. Da sind mehrere Türen", rufen die Beamten. Nach rund drei Minuten ist die Lage unter Kontrolle. "Gesichert", ruft ein Polizist. Die neun Ermittler der Finanzpolizei strömen herein. In einem dunklen Raum stehen vier Glücksspielautomaten, diese sind nicht in Betrieb; Spieler ist auch keiner anwesend. Und der "Aufpasser", der offensichtlich in einem zugemüllten Nebenraum haust und die spärlichen Gewinne auszahlt, ist ausgeflogen.
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Doch die Finanzpolizisten haben eine gute Nase. Auf einem Kühlschrank findet ein Beamter eine unscheinbare weiße Fernbedingung. Ein Knopfdruck genügt, und die vier illegalen Automaten fahren hoch. Treffer. Sie gelten damit rechtlich als betriebsbereit und werden vorläufig beschlagnahmt. Ein Polizeijurist spricht offiziell die Betriebsschließung aus und das Schloss wird ausgetauscht. Die verbotenen Geräte werden später abtransportiert und in einem Lager der Polizei deponiert.

Gefinkelte Täter

Brisante Finanz-Razzia im Glücksspiel-Keller
Erfolgreiche Razzia im 15. Wiener Gemeindebezirk

"Bereits vor einem Jahr haben wir hier vier Automaten beschlagnahmt", sagt Einsatzleiter Franz Kurz zum KURIER. Es ist eine Art Sysiphos-Arbeit, die seine Leute verrichten. Die beschlagnahmten Geräte werden von den gut organisierten Tätern im Handumdrehen durch neue ersetzt.

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Franz Kurz, Finanzpolizei
"Wenn wir eines dieser Lokale zumachen, machen sie gleich das nächste auf", sagt Kurz. Die Täter werden auch immer gefinkelter. Nicht nur die Zugänge zu den illegalen Spielhöllen werden mit versteckten Video-Kamerasystemen überwacht, um sich vor "unliebsamen Besuchern" zu schützen. Mitunter stoßen die Ermittler auch auf Türsteher, die per SMS noch schnell ein Warnung an ihre Auftraggeber abschicken. Oft wird in den ersten Sekunden der Razzien versucht, die Server an denen die verbotenen Geräte hängen, per WLAN abzuschalten. Automaten werden teilweise sogar einbetoniert.

Einzelne Spielkojen

"Wir beobachten eine Zunahme von baulich getrennten Gastronomie- und Spielbereichen", sagt Kurz. Durch separate Eingänge wollen sich die Betreiber vor dem Entzug der Gastrokonzession schützen. Die Automaten stehen oft in abgetrennten Spielkojen, um den Schaden durch Beschlagnahmen möglichst gering zu halten.

Brisante Finanz-Razzia im Glücksspiel-Keller
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"Wir können nicht hergehen, und die illegalen Geräte einfach vernichten, sondern das ist erst dann möglich, wenn der Bescheid rechtskräftig wird", sagt der Cheffinanzer. "Es gibt auch Standorte, an denen nur am Wochenende verbotene Glücksspiele angeboten werden, um Behördenkontrollen zu vermeiden."

Die Wiener Finanzpolizei hat zwei Spezialteams, die sich vorwiegend mit den verbotenen Spielen beschäftigen. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Heuer hat sie bei 199 Kontrollen 337 Spielautomaten beschlagnahmt und 7,55 Millionen Euro Strafen beantragt. In den vergangenen drei Jahren wurden sogar 1085 Geräte aus dem Verkehr gezogen und 35,34 Millionen Euro Strafen beantragt. Die Betreiber dieser Spielhöllen sind oft Firmen aus der Slowakei, die Geschäftsführer und Drahtzieher kommen vom Balkan, sprich aus Ungarn und Ex-Jugoslawien. Das illegale Glücksspiel in Wien wird vor allem aber von Türken und Tschetschenen kontrolliert.

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