Brand im Tauerntunnel: „Es war wie in der Hölle“
Beim ersten Alarm deutete nichts darauf hin, dass die Katastrophe die nächsten Wochen im Leben von Christoph Unterkofler bestimmen wird. Der heute 74-jährige Großarler war vor 20 Jahren Bezirksfeuerwehrkommandant des Pongau und Einsatzleiter bei der Brandkatastrophe im Tauerntunnel.
„Es hat geheißen, im Tauerntunnel ist ein Brand. Das haben wir schon öfters gehabt“, erinnert sich Unterkofler. „Aber als sie gesagt haben, es ist eine Katastrophe, bin ich losgeprescht. Das war um sechs Uhr früh“, erzählt er. Da loderte das Feuer bereits mehr als eine Stunde. Als er am Nordportal eintraf, spielten sich auch unter den Einsatzkräften dramatische Szenen ab.
Lüftung war entscheidend
Von Süden her hatte eine Gruppe von Feuerwehrleuten versucht zum Brand vorzudringen. „Auch die einzige Funkleitung im Tunnel ist abgebrannt. Wir haben nicht gewusst, was mit ihnen passiert ist “, sagt Unterkofler. Irgendwann hätten sich die Kollegen aus dem Süden gemeldet und gesagt: „Wir können nichts mehr machen.“
Der erfahrene Feuerwehrmann wollte die Machtlosigkeit nicht akzeptieren. „Ich sagte, das gibt es nicht, dass man das nicht löschen kann. Wenn es weiter brennt, ist der Tunnel kaputt.“ Als erster Schritt sollte der Rauch Richtung Süden geleitet werden, da der Brandherd wesentlich näher am Nordportal war. Doch das war nicht einfach. Mit einigen Feuerwehrleuten und Technikern von der Asfinag fuhr Unterkofler zum Tunneleingang. Dort gelang es im Technikraum, die Richtung der Lüftung umzudrehen.
Schwierige Vorbereitungen
Am Tunnelportal ließ er zahlreiche Belüftungsaggregate aufstellen. „Dadurch ist der Eingang frei geworden. Wir haben gesagt, gehen wir so weit hinein, wie es geht. Beim ersten Mal sind wir nicht weit gekommen, vielleicht 300 Meter“, erinnert sich der Einsatzleiter. Der Brand befand sich weitere 500 Meter im Tunnelinneren. Die Feuerwehrleute sahen aber, dass Teile der Zwischendecke herunterstürzten.
Es brauchte also Stützmaterial um zum Brand vorzudringen. Die Vorbereitungen verschlangen am meisten Zeit. „Um sechs Uhr am Abend haben wir mit dem Stützen angefangen. Um elf Uhr waren wir so weit vorne, dass wir gesehen haben, dass wir löschen können“, erzählt Unterkofler. Den Einsatzkräften bot sich ein verheerendes Bild. „Ausgeschaut hat es wie in der Hölle. Vorne hell und hinten dunkel“, sagt der 74-Jährige.
Omas Ofen inspirierte
Die Löscharbeiten gingen dann zügig voran. Nach Mitternacht und nach 17 Stunden hieß es schließlich Brand aus. Die Vorarbeiten hatten sich bezahlt gemacht. Beim Brand im Mont-Blanc-Tunnel einige Wochen zuvor brannte das Feuer 50 Stunden lang. Unterkofler wurde international ein gefragter Mann, zahlreiche Feuerwehren wollten wissen, wie der Brand verhältnismäßig schnell gelöscht wurde.
„Die Großmutter mit ihrem Ofen war mein Vorbild. Ich habe gewusst, es muss brennen. Wenn es nur raucht, ist es gefährlich – dann kommt es zu Explosionen“, erklärt Unterkofler. Die Luftzufuhr war entscheidend. Weitere Belastungen standen dem Einsatzleiter aber noch bevor. „Die Aufarbeitung danach war das Schlimme. Ich war dann mehr als eine Woche lang durchgehend dort“, erzählt er. Die Gedanken an damals lassen den Feuerwehrmann auch 20 Jahre später nicht kalt. „Wenn du das aufrollst, kommen gewisse Emotionen wieder auf“, sagt Unterkofler.
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