Bosnischer Bestatter saß mit Leichnam in Wien fest
Die bosnisch-stämmige Familie M. aus Innsbruck hat nicht nur einen Todesfall in der Familie zu betrauern, sondern auch ein bürokratisches Martyrium der besonderen Art hinter sich. Musste der Leichnam der 43-jährigen Maseja M. doch sechs Tage lang in Wien buchstäblich auf Eis gelegt werden, weil die bosnische Botschaft die Überstellung in die alte Heimat zunächst nicht genehmigte. Das Begräbnis der zweifachen Mutter musste daher zwei Mal verschoben werden.
In der bosnischen Gemeinde Innsbruck ist man deshalb mehr als nur verstimmt. Zumal dies nicht die erste problematische Überstellung eines Verstorbenen nach Bosnien war, wie Imam Samir Redzepovic erzählt.
Bürokratie bremste
Das Problem sei nämlich, dass man sich in der Botschaft in Wien nicht mit der behördlich ausgestellten Sterbeurkunde und dem Leichenpass zufrieden gebe, sondern darüber hinaus auch einen ärztlichen Befund (mit allen Details der Behandlung) verlange. Die Innsbrucker Behörde gibt derlei Dokumente aufgrund des Datenschutzes allerdings nicht an Dritte weiter.
Das führte im konkreten Fall dazu, dass der Stadtmagistrat „nur“ die Sterbeurkunde und den Leichenpass von Frau M. an die bosnische Botschaft sendete. Den Leichnam nahm der Bestatter mit nach Wien, um hier die restlichen Behördenwege zu erledigen. Das war vergangenen Mittwoch. Da war das Begräbnis für Freitag geplant.
Laut Redzepovic verweigerte man seitens der Botschaft aber jedes Gespräch, solange besagter Befund nicht vorliege. Darum habe sich der Bestatter an das bosnische Außenministerium gewandt, von wo man wiederum die Botschaft in Wien kontaktierte.
Bis Freitag änderte sich die Situation jedoch nicht maßgeblich. Familie M. wartete zu dem Zeitpunkt vergeblich in Bosnien auf die sterblichen Überreste ihrer Verwandten. Es blieb nichts anderes übrig, als das Begräbnis auf Samstag zu verschieben.
Am Freitagnachmittag soll die Botschaft dann noch einmal versucht haben, den Stadtmagistrat Innsbruck umzustimmen. Weil man dort aber niemanden mehr erreicht habe, sei entschieden worden, die Causa erst am Montag weiterzubehandeln, schildert Redzepovic. Also wurde das Begräbnis erneut verschoben. Auf Dienstag.
Kühlraum ausgeborgt
Der Bestatter musste den Leichnam in der Zwischenzeit im Kühlraum eines Wiener Kollegen verstauen. Am Montag soll die Botschaft schließlich auf den Befund verzichtet, die notwendigen Papiere ausgestellt und die Weiterfahrt gestattet haben.
Laut Botschaftshomepage muss für die Überstellung eines Leichnams ein ärztlicher Befund vorgelegt werden, wenn eine Infektionskrankheit die Todesursache war. Was im konkreten Fall der Grund des Ansuchens war, konnte dem KURIER niemand erklären. Seitens Botschaft und Konsularabteilung war niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Amtsarzt Hans-Peter Rammer vom Gesundheitsamt in Innsbruck betont jedenfalls, dass man ohnehin verpflichtet sei, eine etwaige Infektion bekannt zu geben. „Im Bereich Balkan-Mitte und abwärts bereitet man uns allerdings öfters Probleme“, sagt er im Hinblick auf die Wünsche einiger Staaten. Redzepovic berichtet, dass es immer wieder zu Schwierigkeiten mit Toten-Überstellungen käme. Er hofft, dass sich das nun ändert.
Frau M. starb übrigens an einem Tumor.
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