Bizarre Po-Klopf-Affäre am Landesgericht

Symbolbild
"Im Zweifel" wurde ein Gerichtsmitarbeiter freigesprochen, der einer Kollegin auf den Po geschlagen und sie in den Schwitzkasten genommen haben soll.

Fünf Jahre lange hat sich ein Disziplinarverfahren hingezogen, das an einem Landesgericht in Westösterreich für einiges Getuschel gesorgt haben dürfte. Immerhin sind die Vorwürfe, die eine Revisorin gegen einen dienstälteren Kollegen erhoben hat, mehr als bizarr.

Der Beschuldigte soll der Verwaltungsbediensteten 2009 in seinem Büro mehrfach "auf den Po geklopft" haben, nachdem er Fehler in der Arbeit der Frau entdeckt hatte. Weil sie fachlich nicht der Meinung des Referatsleiter war, soll die Gerichtsmitarbeiterin von dem Mann zudem ihn den Schwitzkasten genommen und zu allem Überdruss noch in der Kantine des Gerichts vor Kollegen als "dauergeil" bezeichnet worden sein.

Eine Disziplinarkommission am Oberlandesgericht (OLG) Innsbruck hat den inzwischen in Ruhestand getretenen Revisor nun "im Zweifel" freigesprochen. Einerseits, weil die Frau nicht von Anfang an alle Vorwürfe auf den Tisch gelegt hat. Andererseits, weil es dafür keine Zeugen gibt – auch nicht für den besagten Vorfall in der Kantine. Am OLG Innsbruck will man das Verfahren nicht kommentieren, zumal der Beschuldigte freigesprochen wurde.

Bemerkenswert ist aber, wie die Disziplinarkommission den Mann in dem KURIER vorliegenden Entscheid beurteilt: Es sei "diesem ohne weiteres zuzutrauen, dass er seine interne Machtposition ausgespielt" und die ihm ehemals zur Ausbildung zugeteilte Revisorin "körperlich und verbal erniedrigt hat."

Schlechtes Klima

Der Referatsleiter, heißt es im Bescheid weiter, verfüge zwar "über hervorragende fachliche Kenntnisse, legte aber ein dominantes, mitunter selbstherrliches Verhalten an den Tag." Das soll sich auch auf das Arbeitsklima der in diesem Bereich tätigen Gerichtsmitarbeiter niedergeschlagen haben. Die Stimmung sei angespannt und konfliktbeladen gewesen, steht auch in dem vorliegenden Bericht.

Über die Revisorin, die die schweren Beschuldigungen erhoben hat, meinte die Kommission hingegen, dass sie nicht den Eindruck hinterlassen habe, dem ehemaligen Vorgesetzten "um jeden Preis Schaden zufügen zu wollen." Dass sie die verschiedenen Vorwürfe erst nach und nach äußerte, begründete die Beamtin damit, dass sie sich eigentlich nur eine Entschuldigung erwartet hatte. Das vermochte den Ausschuss aber nicht zu überzeugen.

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