Im Interview mit Hubert Wachter im Lokalsender P3tv meint Schwarz, dass es gerade in einer Zeit der Pandemie Gestalten brauche, die einen Weg der Zuversicht vorzeigen.
Bischof Schwarz hatte sich schon länger mit diesem Gedanken auseinandergesetzt. Zuletzt bei der Bauernbundwallfahrt nach Mariazell, die jährlich auch im Gedenken an Figl durchgeführt wird. Auch heuer, trotz Corona. „Je mehr ich mich da hineinvertiefe in diese Gestalt, umso sicherer werde ich innerlich: Wir sollten und müssen hier einen Seligsprechungsprozess einleiten. Und ich habe das vor, habe auch schon einen Priester gefunden, den ich gebeten habe, er möge sich kundig machen“, sagt der Bischof.
Figl als „Fürsprecher“
Das Ganze müsse natürlich seinen Weg gehen. Zuerst mit der Zustimmung in der Bischofskonferenz, dann mit dem Verfahren in Rom. Aber das müsse jetzt einmal im Land beginnen. Schwarz auf die Frage, wie lange das alles dauern werde: „Das hängt davon ab, wie schnell uns Leopold Figl das eine oder andere Wunder schenkt im Seligsprechungsprozess. Ich kenne aber auch jetzt schon Menschen, die sagen, Leopold Figl, hilf mir heute den Tag über, sei mir ein Wegbegleiter und ein Fürsprecher.“ Die Person, die ihm das dargelegt hat, habe ihm auch erklärt, dass er das Gefühl gehabt habe, Figl habe ihm geholfen.
Leopold Figl war als Außenminister an den Verhandlungen zum Österreichischen Staatsvertrag beteiligt, den er 1955 für Österreich unterzeichnete. Davor war er der erste Bundeskanzler nach dem Zweiten Weltkrieg. In diese Zeit fiel 1945 seine berühmte Weihnachtsrede „Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben ...“
Bischof Schwarz verweist in dem Interview besonders auf die Zeit, die Leopold Figl im Konzentrationslager Dachau verbringen musste. Im KZ Dachau war er 1938 der erste Österreicher gewesen, der eine Prügelstrafe erhalten hatte, weil er das Wort „Österreich“ verwendete.
Falls es zu einem Seligsprechungsverfahren kommt, ist es nicht das erste, das in der Diözese St. Pölten seinen Ausgang nimmt. Unter dem damaligen Bischof Kurt Krenn war das Verfahren über Kaiser Karl I. eröffnet worden, den Papst Johannes Paul II. im Jahr 2004 in die Reihe der Seligen aufgenommen hat.
Näheres zur berühmten Weihnachtsrede von Figl, die vor 75 Jahren gehalten worden ist, lesen Sie in der KURIER-Ausgabe am Donnerstag.
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