Die schottische Polizei und der Flughafen Glasgow bestätigen den Vorfall prinzipiell, halten sich aber mit Details eher zurück. Offenbar hatte das Personal des Airports oder der Airline Alarm geschlagen. Daraufhin rückte die Exekutive mit einem Testgerät an, die beiden Piloten (45 und 61 Jahre) fielen durch. Der genaue Wert ist nicht bekannt, allerdings gilt in Schottland für Piloten eine Grenze von 0,25 Promille.
Die Boeing 757 ist für bis zu 200 Passagiere ausgelegt, die Strafen sind dementsprechend hart. Erst 2016 wurden ebenfalls zwei Piloten der US-Fluglinie United Airlines alkoholisiert erwischt. Sie waren bereits dabei, Vorkehrungen zum Starten zu treffen und wurden dann aus dem Cockpit geführt. Sie mussten zehn beziehungsweise 15 Monate in Haft.
Passagier warteten
Im aktuellen Fall tauchte die Crew gar nicht erst auf. Wütende Passagiere posteten in sozialen Medien, dass sie schon seit einer Stunde vergeblich auf die Crew warten. Erst danach wurde ihnen ein „Engpass bei der Besatzung“ als Ursache für die Absage des Fluges genannt. Sie mussten mit anderen Flügen nach New York fliegen.
Ob so etwas auch in Österreich möglich wäre? Und wie hier kontrolliert wird?
„Es gibt Null komma null Kontrolle. Es ist nicht üblich, das zu kontrollieren, maximal wenn es einen Verdachtsfall gibt“, sagt Hellfried Aubauer, Luftfahrtexperte und langjähriger Pilot auf Verkehrsmaschinen.
Beim Flughafen Schwechat heißt es, das „ist Sache der Airlines und Verantwortung der Piloten. Unser Personal ist jedenfalls immer aufmerksam und meldet, wenn ein Verdacht besteht“, sagt Sprecher Peter Kleemann zum KURIER. Es sei aber nicht bekannt, dass dies schon einmal passiert sei. Wie es die AUA handhabt war am Sonntag nicht zu erfragen.
Die AUA betont, dass es vor jedem Flug „verpflichtend gemeinsame Flugbriefings mit Cockpit- und Kabinenbesatzung“ stattfinden. „Bei akutem Verdacht tritt hier ein Reporting-System in Kraft. Entsprechende Kontrollen sind bei Verdachtslage durch die jeweiligen lokalen Luftfahrtbehörden auf Basis der nationalen Rechtslage möglich.“ Ab August 2020 gibt es durch die EU dazu verschärfte Vorschriften, wird betont.
Kein Einzelfall
Dabei sind derartige Vorkommnisse nicht so selten wie man vielleicht vermuten darf. In den vergangenen Jahren wurden mehrfach alkoholisierte Piloten aus dem Verkehr gezogen. 2015 etwa hatte ein Air-Baltic-Pilot 1,35 Promille vor dem Start nach Kreta, 2017 wollte ein 37-Jähriger zu Silvester mit 104 Personen an Bord von Kanada nach Mexiko fliegen. Allein im Jahr 2018 wurden in den ersten neun Monaten zehn Air-India-Piloten betrunken erwischt.
Und nur drei Tage vor dem aktuellen Fall wurde ein Pilot der US-Fluglinie „Delta“ in Minneapolis von Flughafenmitarbeitern aus dem Verkehr gezogen.
Auffällig ist: Die alkoholisierten Piloten werden vor allem im angelsächsischen Raum erwischt, wo Alkohol meist sehr streng geahndet wird. Ob es in unseren Breitengraden einfach nicht passiert oder ob es nur niemand bemerkt, das lässt sich nicht abschätzen. In den USA wurden 2016 mehr als 12.000 Piloten getestet – zehn davon waren positiv.
In Deutschland gibt es seit dem Germanwings-Absturz (März 2015) stichprobenartige Alkohol- und Drogentests.
Kommentare