Bestatterin: Ein Beruf im Trend

Außergewöhnlicher Trend in Kärnten: Frauen als Bestatter.
In Kärnten dringen immer mehr Frauen in die Männerdomäne ein.

Bestatter!" Fragt man ein Kind oder einen Teenager nach seinem Traumberuf, so wird man wohl kaum diese Antwort erhalten. Außerdem ist es historisch bedingt eher Männersache, die Toten auf ihrem letzten Weg zu begleiten – allerdings nicht mehr in Kärnten, wo immer mehr Frauen als geschulte Profis dem Beruf der Bestatterin nachgehen.

"Es ist ein außergewöhnlicher Trend, aber er geht eindeutig in diese Richtung: immer mehr Kärntnerinnen entscheiden sich für diesen Beruf", sagt Andreas Waldher, Geschäftsführer der Bestattung Kärnten. Zwölf Kärntnerinnen sind inzwischen bereits in diesem Gewerbe tätig, drei von ihnen haben sogar die Befähigungsprüfung für das Bestattungsgewerbe abgelegt. Diese dürfen auch im gesamten operativen Bereich (damit ist der Dienst am Leichnam gemeint: die Hygieneversorgung, das Einsargen, die Beisetzung) tätig sein und Verstorbene auf ihrem letzten Weg begleiten.

Die Bestattung Kärnten trägt dem Trend Rechnung. "Es gibt ständig Anfragen von jungen Damen, die bei uns arbeiten wollen. Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan – weg vom Ruf des einsamen Totengräbers hin zum modernen Dienstleister, der in den schwersten Stunden für den Menschen da ist. Wir forcieren das Bestreben der Frauen, in dieser Männerdomäne Fuß zu fassen. Sie sind viel feinfühliger, bringen Empathie mit", sagt Waldher.

Kein Tabuthema mehr

Welche Motive bewegen eine Frau, diesen Beruf zu wählen? "Ich habe einen Job gesucht und bei der Bestattung eine Chance erhalten", sagt Nicole Smeritschnig, die im PAX-Institut neben dem Klagenfurter Zentralfriedhof in Annabichl arbeitet. "Zunächst habe ich mich nur um die Aufnahme von Daten der Verstorbenen und um Paten gekümmert. Mit der Zeit hatte ich mehr mit den Verstorbenen zu tun", erzählt sie. Der Umgang mit dem Leben und dem Tod hat sich damit für Smeritschnig verändert. "Der Tod ist kein Tabuthema, er hat seinen Schrecken verloren", erzählt sie.

Der überraschte Freund

Auch die Spittalerin Anja Egger ist mit ihren 23 Jahren voll ausgebildete Bestatterin. Wie reagiert darauf ein neuer Lebensgefährte? "Als ich ihn kennengelernt habe, war er überrascht, dass ich als Frau so einen Job ausübe. Mittlerweise hat er sich daran gewöhnt. Särge, Urnen, Gräber, Friedhöfe – ich hatte nie Angst vor diesen typischen Symbolen des Jenseits. Der Tod gehört zum Leben, auch wenn es Schicksalschläge gibt", weiß Egger. Hannelore Bauer darf sich ebenfalls offiziell als "Bestatterin" titulieren. Sie sieht den Beruf als Berufung. "Es geht darum, Menschen in tiefer Trauer beizustehen – eine Arbeit, die ich gerne verrichte."

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