Berufsverbot für angeklagten steirischen Arzt

Symbolbild.
Zweieinhalb Wochen nach Prozessauftakt sah das Gericht "Gefahr im Verzug". Er darf nicht mehr ordinieren.

Dem steirischen Arzt L., der sich derzeit vor dem Grazer Straflandesgericht verantworten muss, weil er seine eigenen Kinder jahrelang gequält haben soll, wurde jetzt überraschend die Ausübung seines Berufes untersagt.

Das Berufsverbot für den Mediziner, der bis zuletzt in seiner Praxis in der Oststeiermark ordinierte, wurde Dienstagvormittag mit sofortiger Wirkung bis zum rechtskräftigen Abschluss des Strafverfahrens ausgesprochen – dies gab der steirische Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) bekannt. L.s Praxis wird bis auf Weiteres von einem Vertretungsarzt geführt, wie die steirische Ärztekammer mitteilte.

Drexler reagierte mit seiner Weisung auf ein Schreiben des Straflandesgerichts Graz, wo L. gerade der Prozess gemacht wird. Dieses sah "Gefahr im Verzug". Die Maßnahme habe das Land laut Ärztegesetz "zum Schutz der Allgemeinheit bis zur Klärung des Tatverdachts" anzuordnen; es bestehe kein Ermessensspielraum, Rechtsmittel seien gegen den Bescheid nicht zulässig.

Mit Verspätung

Der Alarmruf vonseiten der Justiz kommt mit Verspätung. Denn schon am 13. Jänner hatte Vorsitzender Andreas Rom beim Prozessauftakt gemeint, es könne "nicht ganz gesund" sein, sich vor den Augen der Kinder selbst zu verstümmeln. Der Richter beauftragte die renommierte Psychiaterin Adelheid Kastner, den Angeklagten zu untersuchen und ein Gutachten zu erstellen, ob L. überhaupt zurechnungsfähig ist. Bis dahin wurde der Prozess unterbrochen.

Die Vorwürfe in dem Verfahren sind schwerwiegender Natur: Der Arzt soll seine damals noch unmündigen Kinder, deren Hausarzt er auch war, gequält und medikamenten- bzw. drogenabhängig gemacht haben. Er hatte wiederholt damit gedroht und auch versucht, sich umzubringen. Er verstümmelte sich selbst und ließ die Kinder dabei zuschauen. Er ließ sie im Volksschulalter rauchen – angeblich, damit sie diese negative Erfahrung abspeichern können. Zwei Töchter soll er in die Drogensucht getrieben haben.

Ein Verfahren wegen Verdachts der Kinderpornografie im Zusammenhang mit Fotos der Tochter einer ehemaligen Geliebten des Arztes steht ebenfalls im Raum. Außerdem gibt es parallel dazu Ermittlungen wegen versuchter Beeinflussung eines Gerichtsgutachters nach Interventionsversuchen. Auch ein mysteriöser Todesfall im Umfeld von L. gibt weiter Rätsel auf.

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