Bergetter wollen Geld vom Tourismus

Bergretter stehen zu jeder Jahreszeit rund um die Uhr bereit
Tirols Bergretter fordern einen Cent für jede Nächtigung im Bundesland. Die Salzburger Kollegen ziehen mit.

Sobald im alpinen Gelände Menschen in Not geraten, werden sie gerufen – Winter wie Sommer. Egal ob es sich um einen Spaltensturz am Gletscher, einen verunglückten Wanderer oder einen von einer Lawine verschütteten Tourengeher handelt. Österreichs Bergretter stehen rund um die Uhr parat. Allein in Tirol absolvieren die Ehrenamtlichen jedes Jahr rund 2000 Einsätze. Hier fordern die Helfer nun angesichts der prekären Finanzlage Geld vom Tourismus.

Der Tourismus würde von den Bergen profitieren und mit ihnen werben, erklärt Peter Veider, Geschäftsführer der Tiroler Bergrettung gegenüber dem ORF. Und Veider hat auch konkrete Vorstellungen, wie diese Finanzierung aussehen soll: "Die Idee wäre zum Beispiel ein Cent pro Nächtigung. Damit hätte die Bergrettung eine verlässliche Finanzierung." Rund 450.000 Euro jährlich würden so zusammenkommen. Veider will nicht länger betteln müssen, wenn etwa neue Reifen für ein Einsatzfahrzeug benötigt werden, sagt er.

Ablehnung

Tirols Tourismussprecher Franz Hörl erteilte der Forderung am Mittwoch postwendend eine Absage: "Ich bin der Erste, der die Leistungen der Bergrettung anerkennt und für ausreichende Mittel kämpft. Aber eine Pauschalfinanzierung, die einen einzelnen Wirtschaftszweig trifft, lehnen wir ab." Hörl regt eine Erhöhung der Gebühren an, die Verunfallten verrechnet werden. "Hier geht es auch um das Thema Eigenverantwortung", sagt der Touristiker in Hinblick auf jene, die selbst verschuldet in Not geraten. Darüber hinaus sei die Politik gefordert.

Doch die Tiroler Bergretter sind mit ihren finanziellen Nöten und damit verbundenen Forderungen an den Tourismus nicht alleine. "Es gibt auch bei uns Ideen in diese Richtung", erzählt Estolf Müller, Landesleiter der Salzburger Bergrettung. "Die meisten Leute, die bei uns unterwegs sind, sind Touristen. Nicht nur aus dem Ausland, sondern auch aus anderen Teilen Österreichs", erklärt er und ist überzeugt: "Ein Cent tut keinem weh."

Noch deutlicher wird Geschäftsstellenleiter Peter Gruber: "Auf Dauer ist das so nicht mehr finanzierbar und kann die Bergrettung in dieser Form nicht mehr weitergeführt werden." Sponsoren zu finden, werde immer schwerer. Die Spendenbereitschaft nehme an sich der angespannten wirtschaftlichen Lage ab. "Gleichzeitig ist der Bergsportboom ungebrochen und Einsätze werden immer aufwendiger und kostspieliger", sagt Gruber.

Teure Bergsporttrends

Das habe auch mit Sportarten zu tun, die in den vergangenen Jahren neu aufgetaucht sind. "Früher ist keiner auf die Idee gekommen, in eine Wasserschlucht zu klettern. Wenn wir jetzt jemand nach einem Unfall beim Canyoning retten müssen, brauchen wir eine eigene Ausrüstung dafür", nennt der Geschäftsführer ein Beispiel. Dabei würden die Ehrenamtlichen schon jetzt einen Großteil ihrer Ausrüstung selbst bezahlen. "Wo gibt es so was sonst", fragt Gruber.

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