Belastendes Gutachten im Fall Wastl

Belastendes Gutachten im Fall Wastl
Gerichtsmediziner Christian Reiter zweifelt an der Version vom Tod der seit 2001 vermissten Niederösterreicherin.

In den vergangenen elf Jahren hat der Tatverdächtige im Kriminalfall Heidrun Wastl den Ermittlern zahlreiche Geschichten aufgetischt. Nun wird die Glaubwürdigkeit von Erich W., 41, erneut massiv infrage gestellt. Und zwar vom renommierten Gerichtsmediziner Christian Reiter. Sein Sachverständigengutachten erhebt an der vom Verdächtigen geschilderten Unfallversion zum Tod Heidrun Wastls erhebliche Zweifel.

Die 37-jährige Kindergartenhelferin aus Wiener Neustadt (NÖ) war am 28. September 2001 spurlos verschwunden. An dem Tag hätte sie ihren sechsjährigen Sohn vom Kindergarten abholen sollen. Dort tauchte sie jedoch niemals auf. Erich W. geriet rasch als Tatverdächtiger ins Visier der Ermittler. Zumal der Tischler einen Abschiedsbrief der Frau fingierte. Ein Jahr nachdem er den Brief in den Postkasten von Wastls Ehemann Paul geworfen hatte, wurde Erich W. von einem Gerichtssachverständigen als Briefschreiber enttarnt. Dennoch konnte dem Mann kein Verbrechen nachgewiesen werden.

Cold Case

Anfang des Jahres wendete sich jedoch das Blatt: Nach intensiven Ermittlungen des Cold-Case-Managements des Bundeskriminalamtes (BK) unter der Leitung von Chefinspektor Kurt Linzer packte Erich W. aus. Heidrun Wastl sei im Zuge eines Waldspazierganges im Bezirk Wiener Neustadt unglücklich gestürzt und gepfählt worden. In einer Art Kurzschlussreaktion habe W. die Frau zurückgelassen und der Polizei über Jahre ein Märchen aufgetischt.

Der Sachverständige Christian Reiter wurde von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt damit beauftragt, die Nachvollziehbarkeit von W.s Angaben aus gerichtsmedizinischer Sicht zu überprüfen. Laut dem nun vorliegenden Gutachten sei die Version unglaubwürdig.

Trotz intensiver Suchaktionen in dem Waldstück im Bezirk Wiener Neustadt wurden die sterbliche Überreste der Frau immer noch nicht gefunden. Eine Anklage ist aber auch ohne Leiche wahrscheinlich. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt wartet vor einer Entscheidung noch ein psychiatrisches Gutachten ab.

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