KURIER: Trotz Kritik will die nun zuständige SPÖ-Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig am Verbot festhalten. Es tritt mit 15. April in Kraft. Wurden Sie darüber informiert?
Benjamin Jäger: Wir sind im Vorfeld in die Diskussionen zur Novellierung eingebunden gewesen. Deswegen wurden das Bundesministerium für Landesverteidigung und das Innenministerium auch davon ausgenommen. Aber wir waren überrascht, dass es schon mit 15. April in Kraft tritt.
Was bedeutet das für Ihre Arbeit am Militärhundezentrum?
Es hat zwar keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Militärhundezentrum, wir dürfen weiterhin Hunde im Bereich Wach- und Schutzdienst ausbilden. Aber eine indirekte. Weil wir die Masse unserer Diensthunde beim Bundesheer selbst züchten, kaufen wir zur Blutauffrischung regelmäßig Tiere von zivilen Züchtern an. Sie bilden seit Generationen Hunde im Bereich Schutzdienst aus und züchten Hunde, die sich aufgrund ihres Stammbaums besonders gut dafür eignen. Wir rechnen jetzt damit, dass diese Züchter aufgrund des Verbots in den nächsten Jahren davon abkommen werden.
Das heißt, Sie müssen sich nach Alternativen umsehen?
Wenn ich in Österreich nur mehr einen kleinen Pool an geeigneten Hunden habe, muss ich ins benachbarte Ausland wandern. Und wenn wir Welpen ankaufen, die aufgrund ihres Stammbaums nicht genügend Beute- und Spieltrieb haben, eignen sie sich nicht als Wach- und Schutzhunde. Es kann aber sein, dass wir da erst nach einem Jahr draufkommen.
Haben Sie im Vorfeld auf diese Problematik hingewiesen?
Ich habe meine Bedenken geäußert. Es ist zwar nicht so, dass wir diese Ausbildung nicht mehr sicherstellen können. Aber es wird jetzt schwieriger. Und die Qualität könnte vielleicht sinken. Es gibt aber noch einen anderen Aspekt. Viele unserer Hundeführer kommen bereits mit Erfahrung aus dem zivilen Schutzdienst zu uns.
Sie haben also Vorwissen im Umgang mit Hunden.
Sie wissen, wie man einen Hund annimmt, ohne sich selbst zu verletzen. Und dieses Wissen wird in Zukunft nicht mehr verfügbar sein.
Die Kritik lautet, dass Hunde mit diesen Beiß- und Angriffstrainings „scharf“ gemacht werden. Stimmt das?
Unsere Hunde werden nicht „scharf“ gemacht, sie werden durch die Ausbildung nicht aggressiver. Es ist nichts anderes als ein Beutespiel. Der Hund wird belohnt, wenn er das Richtige macht. Anfangs mit Leckerlis, später mit Spielzeug. Und er wird nicht darauf trainiert, automatisch zuzubeißen. Unsere Hunde haben den Auftrag, diverse Schutzobjekte oder Munitionsanlagen mit dem Hundeführer zu bewachen. Wenn sich jemand unberechtigt Zutritt verschafft, stellt der Hund den Täter und verbellt ihn. Erst wenn Gefahr in Verzug ist und der Hundeführer das Kommando gibt, darf er zubeißen.
Wenn ein Hund ohne Kommando zubeißt, ist also etwas in der Ausbildung schiefgelaufen?
Genau. Unsere Hunde leben ja auch im Familienverband. Die Hundeführer nehmen sie jeden Abend mit nach Hause. Wir sind sehr bedacht auf Sozialisierung.
Neben belgischen Schäferhunden und Labradoren verwenden Sie Rottweiler. Als Listenhunde haben sie keinen guten Ruf. Zu Unrecht?
Ja. Sie haben ein abschreckendes Auftreten, sind aber lernfreudig und sozial. Aufgrund ihrer Beißkraft entsteht ein höherer Schaden, wenn sie zubeißen. Wenn ein Chihuahua zubeißt, was sicher genauso häufig passiert, sind die Folgen nicht so groß. Das ist der Unterschied.
Rottweiler sind also nicht von Natur aus aggressiver?
Nein.
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