Begrüßung schreckt Ladendiebe ab

Begrüßung schreckt Ladendiebe ab
Jährlich 800 Millionen Euro Schaden, mit welchen Methoden sich der Handel schützt.

Es sind die Designerwaren in den beiden Outlet-Centern im burgenländischen Parndorf, die zwei Damen mittleren Alters schwach werden lassen. In mehreren Geschäften können die Slowakinnen der textilen Versuchung nicht widerstehen. Vor der Garderobe eines Kindermodengeschäfts werden die Frauen beobachtet: Mehrere BH sowie etliche Designerstücke samt Kleiderbügel treten unter der eigenen Kleidung zum Vorschein. Detektive übergeben das Duo an die Polizei. Kurz darauf werden ein Tscheche und seine Begleiterinnen mit Kleidung im Wert von 2200 Euro erwischt. 13-mal ist der Mann schon in seiner Heimat vorbestraft, nun muss er die Luxuskleidung für zwei Jahre mit der Gefängnisuniform tauschen.

Österreichweit wurden im Vorjahr 21.374 Anzeigen wegen Ladendiebstahls erstattet. Der volkswirtschaftliche Schaden beträgt nach Schätzungen der Wirtschaftskammer etwa 800 Millionen Euro. Mit Beginn des Weihnachtsgeschäfts, bei dem sich Ladendiebe die Anonymität der Masse von Tausenden Shoppingwütigen zunutze machen, herrscht beim Handel höchste Alarmbereitschaft.

Begrüßung schreckt Ladendiebe ab
Der Einfallsreichtum der Diebe kennt keine Grenzen: Mit Hochleistungsmagneten oder Seitenschneidern werden in den Kabinen die Diebstahlsicherungen entfernt. Andere stecken teure Waren in billige Verpackungen. Robert Spevak von der Vereinigung "Sicherheit im Handel" (VSD) berichtet sogar, dass Diebe die Deaktivierungscodes der Diebstahl-Sicherungen mittlerweile aus dem Internet herunterladen. Das Ausspähen und der Abtransport der Beute wird unter mehreren Langfingern aufgeteilt.

700 bis 1000 Detektive

Vor allem Modeketten und größere Geschäfte reagieren auf die Entwicklung mit dem Einsatz von mehr Detektiven an starken Einkaufstagen und mit verstärkter Videoüberwachung. Während unter dem Jahr 300 bis 400 Detektive in Österreich unterwegs sind, sind es laut Insidern um die Weihnachtszeit etwa 700 bis 1000. "Die beste Möglichkeit, sich zu schützen, ist eine gute Mitarbeiterschulung", sagt Roman Seeliger, stellvertretender Geschäftsführer der Bundessparte Handel in der WKO. Am besten gebe man einem potenziellen Ladendieb das Gefühl, nicht unbeobachtet zu sein, etwa indem man alle Kunden grüße.

In Wien habe sich neben Infoveranstaltungen etwa das SMS-Infoservice bewährt, mit dem die Geschäftsleute über aktuelle Laden- oder Taschendiebstähle informiert werden, berichtet Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel der WK Wien. Generell müsse das ganze Jahr über auf neue Tricks der Ladendiebe reagiert werden: "Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel."

Für die Geschäftsleute steht viel auf dem Spiel. Eine Versicherung vor Ladendiebstahl sei kaum leistbar, sagen Spevak und Trefelik. Der Schaden durch Ladendiebe beträgt ein bis eineinhalb Prozent des Umsatzes. Der könne jedoch nur zum Teil in die Preisgestaltung einkalkuliert werden – Insider sprechen von etwa der Hälfte.

Umso wichtiger ist den Geschäftsleuten daher die enge Zusammenarbeit mit der Polizei, betont Mario Schwann, Manager des Parndorfer McArthur Glen. Zu Weihnachten stockt er sein Security-Team auf. Das sei notwendig, denn fast täglich gehen den Securitys dort und im benachbarten Fashion Outlet Center Ladendiebe ins Netz. Erst vor knapp zwei Wochen wurde das erweiterte Gefängnis in Eisenstadt eröffnet, schon platzt es aus allen Nähten.

Begrüßung schreckt Ladendiebe ab
andreas schweitzer, detektiv
Die Langfinger, weiß Andreas Schweitzer, Sprecher der Berufsdetektive in der Wirtschaftskammer Burgenland, kommen vermehrt in Gruppen: "Oft kommen Touristen in Bussen zum Einkaufen. Einige von ihnen sind eben nicht ganz ehrlich." Und die schlagen gemeinsam zu. "Allein ist das Risiko, erwischt zu werden, viel höher."

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