Barkeeperinnen: Frauen, die vorne mitmischen

Barkeeperinnen: Frauen, die vorne mitmischen
Die Szene ist immer noch von Männern dominiert. Doch weibliche Barkeeper sind auf dem Vormarsch.

Argwohn oder schiefe Blicke von Gästen hat Katharina Schwaller noch nie erlebt. „Eher Bewunderung oder Anerkennung. Die Leute denken sich: ,Ah, eine Frau kann das auch!’“, erzählt die Barkeeperin. Schwaller zählt zu den besten ihres Metiers in Österreich. Ihr Können stellte sie beim „Mix it like a woman“-Bewerb, Österreichs einzigem Wettbewerb für Barkeeperinnen, unter Beweis. Nach fünf Minuten Vorbereitungszeit musste die gebürtige Neunkirchnerin binnen sechs Minuten drei Gläser eines eigens kreierten Drinks zubereiten. Nervös war sie trotz jahrelanger Erfahrung: „Aber das ist man immer. Der Beruf ist hart, und man will dem Gast ja ein tolles Ergebnis präsentieren.“

Der Wettkampf ist eine reine Frauen-Angelegenheit. Dabei kann die 31-Jährige locker mit ihren männlichen Mitbewerbern mithalten. Trotzdem brauche es so einen Bewerb, meint Schwaller: „Allein, damit die Frauen hinter der Theke mehr Aufmerksamkeit bekommen.“ Denn dort stehen nach wie vor hauptsächlich Männer.

Frauen gesucht

Seit Kurzem ist Schwaller Barmanagerin der D-bar im Ritz-Carlton in Wien. Wenn Schwaller eine freie Stelle ausschreibt, bekommt sie hauptsächlich Antworten von Männern: „Unter zehn Bewerbern ist vielleicht eine Frau dabei.“

Barkeeperinnen: Frauen, die vorne mitmischen

Andrea Hörzer führt die Josef Bar

Ähnliches hat auch schon Andrea Hörzer erlebt. Sie betreibt seit knapp drei Jahren die Josef Bar in der Inneren Stadt in Wien. Für ihren zweiten Standort, der am 31. Oktober eröffnen soll, war sie ursprünglich auf der Suche nach einem rein weiblichen Team: „Aber wir wurden einfach nicht fündig. Es ist schwierig, Frauen in der Branche zu finden. Viele hören nach einiger Zeit wieder auf, weil der Beruf mit Familienplanung und Beziehungsalltag unvereinbar ist.“

Unwohl fühlt sich die Barbesitzerin zwischen dem ganzen Testosteron trotzdem nicht, genauso wenig wie Schwaller: „Ich finde es sogar reizvoll, mich zu beweisen, und zu zeigen, was ich kann. Wir Frauen sind da sogar noch eine Spur ehrgeiziger als Männer.“

Qualität statt Vollrausch

Kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine neue Bar in Wien eröffnet – wenn auch nur vorübergehend: Pop-up-Bars, Projekte auf Zeit, sind in wie nie. Genauso wie versteckte, sogenannte „speakeasy“ Bars. Auch die Getränkewünsche der Gäste haben sich verändert. „Die Leute sind individueller geworden, wollen eigens für sich kreierte Drinks, die nicht auf der Karte stehen. Sie setzen auf Qualität und wollen sich nicht mehr um wenig Geld rasch betrinken“, erzählt Hörzer.

Die Theorie des Barkeepings ist schnell gelernt, Kurse werden etwa am WIFI, von der österreichischen Barkeeperschule oder der European Bartender School angeboten und stoßen auch bei immer mehr Hobbymixern auf Interesse, darunter auch immer häufiger Frauen.

Barkeeperinnen: Frauen, die vorne mitmischen

Sigrid Schot eröffnete vor einem Jahr die Hammond Bar

Doch Barkeeper ist man danach noch lange nicht. „Da gehört mehr dazu als reines Rezepte auswendig Lernen“, erklärt Sigrid Schot, vielfach ausgezeichnete Besitzerin der Hammond Bar in der Leopoldstadt: „Man muss Liebe und Passion in jeden Drink stecken und immer Neues ausprobieren.“ Nur so schafft man es wie Schwaller, Hörzer und Schot in den Olymp der Barkeeper(innen).

Kathi Schwallers Siegerdrink„Wildrose“


Rezept: Was macht den perfekten Drink aus? „Man braucht eine Spirituose als Basis, die bestimmt die Art des Drinks, also stark, sauer oder fruchtig. Daraus ergibt sich ein Geschmack, den man durch eine Kontrast-Zutat, also eine  Randspirituose, ergänzt“, erklärt   die „Mix it like a woman“-Siegerin. „,Wildrose‘ ist ein leichter, femininer Drink, der sich bestens als Dessert zu Käse eignet“, verrät  Schwaller. „Er schmeckt ein bisschen würzig und malzig vom Bier, hat aber  durchaus  eine schokoladige Note.“ Cheers!

Zutaten:
3 cl Puchheimer Bockbierbrand
5 cl selbst gemachte Hagebutten-Kurkuma-Molke
1 cl Supasawa
1,5 cl Creme de Cacao blanc
2 TL Peychaud’s Bitters

Alle Zutaten in einen Shaker, Eis dazu und kräftig schütteln. Doppelt gesiebt in ein Glas füllen und servieren.

 

Lange Nacht der Bars

22 Bars sind bei der zweiten „Jim Beam Lange Nacht der Bars“ am 19. Oktober vertreten. Die ganze Nacht lang kann man  besondere  Neu-Kreationen probieren und sich das Mixen von den Profis abschauen. Katharina Schwaller ist mit der D-bar im The Ritz-Carlton vertreten, auch Andrea Hörzers Josef Bar und Sigrid Schots Hammond Bar sind dabei. Tickets beinhalten einen Welcome-Drink in der Start-Bar, Snacks,  prioritären Einlass und einen Shuttleservice zwischen den Bars.


Beginn:19 Uhr.

Tickets unter www.langenachtderbars.com

 

 

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