Nach 30. Bankomatsprengung: Polizei und Banken schließen Sicherheitspakt

Unbekannte sprengten Bankomat in Graz
Mehr als ein Dutzend Bankomaten sind heuer bereits gesprengt worden. Unter anderem mit Künstlicher Intelligenz (KI) will man sich wehren.

14 Bankomaten sind in Österreich heuer allein bis Anfang März in die Luft gesprengt worden. Immer wieder konnten die Automatenknacker dabei mit Bargeld entkommen - besonders in Wien und Niederösterreich waren sie aktiv. Das Bundeskriminalamt (BK) reagierte mit der Bildung der „SOKO Bankomat“, in die alle Bundesländer eingebunden sind.

Eingeschüchtert hat dies die Täter vorerst aber nicht. Anfang April kam es erneut zu zwei spektakulären Coups, einmal in Klagenfurt und einmal in Wien-Leopoldstadt, wo ein Polizist sogar einen Schuss abgab und einen 24-jährigen mutmaßlichen Bankomatsprenger aus den Niederlanden – nicht lebensgefährlich – verletzte.

Das Phänomen an sich beschäftigt Kriminalisten und Banken schon länger, doch die aktuellen Tätergruppen agieren „einfacher, unauffälliger und schneller“, erläuterte SOKO-Leiter Dieter Csefan kurz nach Gründung der Ermittlungseinheit im BK. Nach dem die aktuelle Welle aber vorerst ungebremst weitergegangen ist, haben Innenministerium (BMI), BK und Bankenvertreter am Freitag die nächste Maßnahme bekanntgegeben: „Wir haben einen Sicherheitspakt gemeinsam mit Bankenvertretern unterzeichnet“, erklärte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) nach einem Arbeitsgespräch. Nach insgesamt 30 Bankomatangriffen in den vergangenen eineinhalb Jahren wolle man den Tätern nun ausrichten: „Wir kriegen euch. Mit ganz konkreten Maßnahmen.“

Überwachungsmaßnahmen zeigen Wirkung

Dass diese bereits Wirkung zeigen, betonte der Direktor des Bundeskriminalamts, Andreas Holzer. Das beste Beispiel sei der festgenommene Niederländer nach der Schussabgabe in Wien. Aufgrund seit mehreren Wochen laufenden Überwachungsmaßnahmen schaffte es die Polizei, nur wenige Minuten nach der Sprengung am Tatort einzutreffen.

Mittlerweile habe auch eine Hausdurchsuchung in Holland stattgefunden. „Wir kennen die Täter und wir lassen nicht locker“, so Holzer. Dem Ermittler zufolge handelt es sich um Organisierte Kriminalität mit Sitz in den Niederlanden, wo Hunderte Bankomatsprenger vermutet werden. Diese würden dann in kleineren Untergruppen in Österreich, Deutschland, Frankreich oder der Schweiz zuschlagen. Besonders problematisch daran: sie würden dabei auch Tote in Kauf nehmen.

Farbsysteme, Sprühnebel und KI

Eine gefährliche Tatsache, die bei den ohnehin alarmierten Banken für noch dringenderen Handlungsbedarf sorgt. „Die Sicherheit der Kunden und Mitarbeiter ist für uns ganz wesentlich“, erklärte Michael Höllerer, WKÖ-Bundesobmann der Sparte Bank und Versicherung, dass es um mehr als Sach- und Geldschaden gehe. Tatsächlich befinden sich die angegriffenen Bankomaten speziell in Wien teilweise in Wohnhäusern, sodass verletzte Anrainer nicht ausgeschlossen werden können.

Um Bankomatsprengungen künftig noch schwerer umsetzbar zu machen, wollen die Banken die Sicherheitsvorkehrungen zusätzlich erhöhen. Die Rede war neben neuen Farbsystemen, die die Banknoten unbrauchbar machen, auch vom Einsatz Künstlicher Intelligenz. Kameras könnten demnach bereits beim geringsten Verdacht Alarm schlagen, Angreifer mit Sprühnebel behindern und gleichzeitig die Behörden informieren. Ziel der Banken sei es gemeinsam mit der Polizei, das europaweite Phänomen durch Prävention "abzudrehen".

Dazu BK-Chef Holzer: "Es wird nachgerüstet, sodass Täter bald keine Chance mehr haben. Wir werden das schaffen."

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