Derzeit gehe der Trend zur Sprengung – eine Entwicklung, die den Ermittlern Sorge bereitet. Die Täter seien „kompromisslos und brutal“, heißt es. Auch wenn bei den Sprengungen in Österreich bisher keine Unbeteiligten verletzt wurden, sei das Vorgehen der Gruppierungen extrem rücksichtlos. „Sie benützen Autos als Waffe“, warnt Pilsl. Die PS-starken Fahrzeuge seien teilweise so umgebaut, dass sie 300 km/h fahren. Das werde dann auch ausgereizt. An Bord sind große Mengen Sprengstoff. In Deutschland kamen auf der Flucht durch Unfälle bereits Unbeteiligte ums Leben.
Ein Verdächtiger wurde festgenommen
In Oberösterreich wurde am Donnerstag, nach der Explosion in Aigen-Schlägl, ein Flüchtiger geschnappt. Die Polizei lag bereits mit einem Großaufgebot auf der Lauer. Es handelt sich um einen 21-jährigen Niederländer. Zwei Komplizen sind entkommen, dennoch glauben die Ermittler, nun eine Reihe ähnlicher Fälle klären zu können.
Zur Höhe der Beute äußerte sich die Polizei nicht. Fälle aus der Vergangenheit zeigen allerdings, dass diese von wenigen Hundert Euro bis in den sechsstelligen Bereich gehen kann. Enorm ist in der Regel der Sachschaden.
Sprenger-Trainingscamp
Hinter den Coups steckt laut Polizei eine mafiös aufgebaute Struktur mit Sitz in den Niederlanden. Im BK wird festgehalten, dass Tätergruppierungen aber genauso aus dem Osten kommen. „Für Kriminelle aus Rumänien oder Serbien sind wir als erstes Euroland stets im Fokus“, weiß Markowetz.
Die Gruppen, die geschickt werden, werden aus einem Reservoir Hunderter junger Leute rekrutiert – die meisten mit marokkanischen Wurzeln. „Wird ein Soldat festgenommen, kommt ein anderer nach“, beschreibt Pilsl die Vorgehensweise.
Informationen aus dem Ausland legen nahe, dass regelrechte Trainingslager für Kriminelle abgehalten werden. Diese trainieren an Übungsgeräten. Profis sind danach im Stande, die Automaten in wenigen Minuten zu knacken.
Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen
Zuletzt haben führende Ermittler mangelnde Sicherheitsvorkehrungen der Banken in Österreich bekrittelt – beispielsweise das Fehlen von GPS-Trackern, die das Verfolgen gestohlener Geldkassetten ermöglichen, oder Färbesysteme, die die Beute zerstören.
Wie der Sicherheitsexperte einer der größten Banken des Landes erklärt, werden alle Bankomat-Standorte einer eigenen Risikoanalyse unterzogen und dann je nach Ergebnis Maßnahmen getroffen. Der Einsatz von GPS-Trackern würde gerade bei Sprengungen ins Leere gehen, weil die Detonation auch die Sender zerstöre. Färbesysteme kommen zum Einsatz, allerdings eher an Hochrisikostandorten.
Die Hersteller der Bankomaten haben auf diverse Strategien der Panzerknacker reagiert, was das Vorgehen bei ihren Coups anbelangt. Nachdem jahrelang das Herausreißen der Geräte mit Ketten und Geländefahrzeugen hoch im Kurs stand, sind die Geldautomaten deutlich massiver und schwerer geworden als früher – außerdem stärker im Boden verankert. „Die alten Blechkisten konnte man mit einer Sackrodel wegführen“, so der Experte.
Plastik statt Metall
Reagiert haben die Hersteller mittlerweile auch auf den aktuellen Sprengstoff-Boom. Zunehmend wird im Inneren der Geräte auf stabile, metallische Geldkassetten verzichtet. Stattdessen kommen weniger robuste Plastikboxen zum Einsatz. Was im ersten Moment unlogisch erscheint, hat einen tieferen Sinn.
Durch die Wucht der Sprengungen werden auch die Kunstsoff-Kassetten und damit die darin befindlichen Banknoten zerstört. „Das macht die derzeit gängige Angriffsart für Täter zunehmend uninteressant und limitiert den Aktionsradius“, erklärt der Sicherheitsexperte. Künftig könnte außerdem eine Technik zum Einsatz kommen, bei der die Geldscheine bei physischen Attacken zu ziegelförmigen Klumpen verkleben und ebenfalls unbrauchbar werden.
Auch was die Höhe der Geldbeträge in den Automaten anbelangt, werden Einbrüche zunehmend weniger attraktiv. Die Bestückung mit frischen Geldscheinen erfolgt in engeren Abständen, damit ist die Beute potenziell geringer.
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