Bäume pflanzen gegen Klimawandel: Skepsis an Studie

Bäume pflanzen gegen Klimawandel: Skepsis an Studie
Neu ausgesetzte Bäume könnten zwei Drittel des ausgestoßenen CO2 binden, so eine Studie. An ihr wurden Zweifel laut.

Bäumepflanzen als effizienteste Maßnahme gegen den Klimawandel: Das ist das Fazit einer Studie eines Forscherteams um Thomas Crowther von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH).

900 Millionen Hektar weltweit wären demnach für die Wiederaufforstung geeignet. Einmal ausgewachsen könnten diese neuen Bäume der Atmosphäre 205 Gigatonnen CO2 entziehen und damit einen Großteil (gut zwei Drittel) des bisher vom Menschen ausgestoßenen CO2s - laut Studie rund 300 Gigatonnen. Dies sei das effizienteste Mittel, das die Menschheit derzeit zur Verfügung habe, um den Klimawandel zu bremsen, so die Forscher in ihrer viel beachteten Studie, die vergangenen Juli im Fachblatt Science erschien.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden seit Veröffentlichung viel diskutiert und ernteten auch Kritik anderer Forscher: Das Potenzial von Baumpflanzungen zur Eindämmung des Klimawandels sei in der Studie dramatisch überbewertet, hieß es etwa am Dienstag von der Leuphana Universität Lüneburg.

Bäume pflanzen gegen Klimawandel: Skepsis an Studie

Das Pflanzen von Bäumen an falschen Orten könne sogar Ökosysteme zerstören, die Intensität von Waldbränden erhöhen und die globale Erwärmung verschärfen, erläutern Forscher um Temperton und Joseph Veldman von der Texas A&M University in den USA. Auch Forscher zahlreicher anderer Universitäten und Institute wie etwa der LMU München, der Uni Bonn und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg äußern sich in Science kritisch zu der Studie.

Der Wert von 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff sei viel zu hoch angesetzt, heißt es nun in dem kritischen Beitrag der Forscher um Veldman. Schwerwiegende Mängel hätten zu einer fünffachen Überschätzung des Potenzials neu gepflanzter Bäume für die Eindämmung des Klimawandels geführt. So werde in der Studie etwa davon ausgegangen, dass Böden in Ökosystemen ohne Bäume keinen Kohlenstoff enthalten - in vielen Lebensräumen wie Savannen und Torfmooren sei aber mehr Kohlenstoff im Boden gebunden als in der oberirdischen Vegetation. "Eine ökologische Sanierung könnte viel mehr zu natürlichen Klimalösungen beitragen, wenn wir uns nicht nur auf Wälder fokussieren, sondern uns auch um Grasland, Savannen, Buschland und Torfmoore kümmern", sagt Temperton.

Die Forscher des ETH haben nach erster Kritik an ihrer Studie einige Formulierungen präzisiert, halten aber an ihrer Kernaussage fest: Hauptaussage ihrer Studie sei gewesen zu zeigen, dass Aufforstung ein viel größeres Potenzial hätte, von der Menschheit ausgestoßenes CO2 zu reduzieren, als bisher angenommen. Aufforstung sei das effizienteste Mittel gegen den Klimawandel: Den Forschern sei keine andere Methode mit derartig großer Wirkung beim Entzug von CO2 aus der Atmosphäre bekannt. Wiederaufforstung sei natürlich nicht die alleinige Lösung gegen der Klimawandel. Die rasche Reduktion von CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen, sowie der Schutz bestehender Wälder seien unabdingbar, betonte das Forschungsteam.

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