Baby entging Handy-Explosion
Die Tirolerin Christine Zelger ist fassungslos. Am vergangenen Wochenende erleidet die dreifache Mutter aus Innsbruck den Schock ihres Lebens. „Fünf Minuten früher und mein Kind liegt daneben“, schildert sie.
Wie der ORF in seiner Sendung „Heute Österreich“ berichtete, explodierte das Samsung Galaxy Smartphone der 36-Jährigen mit einem lauten Knall auf der Wickelablage – kurz nachdem sie mit ihrem einjährigen Sohn ins Nebenzimmer gegangen war. Dort, wo die Frau eben noch ihren Liebling gewickelt hatte, brannte eine Stichflamme Löcher in den Stoff. „Es rauchte wie als ob eine Rauchbombe geworfen wurde“, schildert Zelger. Das Gerät hing laut der Mutter weder an einem Ladegerät, noch sei ein markenfremder Akku verwendet worden. Das Smartphone habe zuvor immer einwandfrei funktioniert. „Ich habe kein Billigprodukt gekauft, das ist echt beunruhigend.“
Eine Sprecherin von Samsung Österreich erklärte gegenüber dem KURIER, dass der Fall von einem unabhängigen Sachverständigen geprüft werden soll. „Wir haben allerdings noch keinen Kontakt mit der Frau und kennen den Fall nicht genau.“
Todesopfer
Derartige Explosionen haben in der Vergangenheit schon Todesopfer gefordert. 2007 starb in China ein 22-jähriger Schweißer, als sein Handy-Akku in der Brusttasche explodierte und Teile einer Rippe sein Herz durchbohrten. Vor drei Jahren wurde ein 20-jähriger Inder ebenfalls durch eine Explosion seines Mobiltelefons getötet. Die Schwachstelle dabei sind die Lithium-Ionen-Akkus (siehe Zusatzbericht unten). Durch Überladung, Defekte oder äußere Einwirkungen können sie heißlaufen und im Extremfall explodieren.
„Wir haben etwa zwei bis drei Fälle im Jahr, wo Handyakkus durchbrennen“, erklärt Thomas Eder von handyrettung.at. „Dabei blähen sich auch die Rückendeckel auf. Ein explodiertes Handy haben wir aber bisher noch nicht gesehen“.
Die Hersteller führen diese Explosionen meistens auf nicht originale Akkus zurück. Im aktuellen Fall aber soll es sich um eine Originalbatterie gehandelt haben. Bereits im Sommer soll ein Galaxy S4 einen Wohnungsbrand in Hongkong verursacht haben. Der Besitzer des Smartphones hatte laut Daily Mail gerade das Spiel „Love Machine“ auf seinem Handy gespielt, als es einen lauten Knall gab. Der Mann warf das Smartphone auf eine Couch, die sofort zu brennen begann. Er beteuerte, dass sowohl Ladekabel als auch Akku originale Samsung-Teile gewesen seien. Ein nicht autorisierter Fake-Akku eines Drittherstellers dürfte schuld an einem ähnlichen Vorfall gewesen sein, der sich einen Monat davor in der Schweiz ereignet hat. Dabei explodierte das Handy einer 18-Jährigen in ihrer Hosentasche. Sie erlitt schwerste Verbrennungen am Oberschenkel.
Die Lithium-Ionen-Technologie ist sicher. Davon ist einer von Österreichs führenden Batterie-Experten mehr als überzeugt. Egon Erwin Rosenberg von der TU Wien forscht in einem großen Projekt zur Sicherheit dieser Akkus.
„Ein Restrisiko wird immer bleiben, das ist wie in einem Flugzeug“, sagt Rosenberg im KURIER-Gespräch. Schwachstelle in den Batterien für Handys, Laptops oder auch E-Autos ist das Lösungsmittel im Inneren. „Das ist leicht entzündlich und kann explodieren“, erklärt der Experte. Allerdings bauen die Firmen entsprechende Sicherheitseinrichtungen ein.
Zur Explosion kommt es wegen eines Kurzschlusses in der Batteriezelle. Diese wird meist durch den sogenannten „Nageleffekt“ ausgelöst. „Wenn man einen Nagel durch den Akku schlägt, dann gibt es einen Kurzschluss“, sagt TU-Chemiker Jürgen Fleig. Der führt zur Überhitzung und im Extremfall zur Explosion.
Doch auch Fehlkonstruktionen im Akku können dazu führen, dass zu viele kleine Metallteile in der Batterie sind. Es kann oft Monate dauern, bis es dann tatsächlich zu dem Kurzschluss kommt. „Wenn das Handy explodiert, ist in der Vergangenheit irgend etwas falsch gelaufen“, sagt Fleig. „Im dümmsten Fall bei der Produktion.“
Überladung mit Strom kann diese Kette ebenfalls auslösen. Das Handy muss dabei nicht mehr an der Steckdose hängen, es kann durchaus erst zeitverzögert zu Feuer und zur Explosion kommen.
„Gegen all diese Möglichkeiten werden aber Sicherheitseinrichtungen eingebaut“, berichtet Rosenberg. So gebe es ein Überdruckventil, einen Strombegrenzer und sogar Temperatursicherungen in den meisten Geräten. „Bei den vielen Lithium-Ionen-Akkus, die im Umlauf sind, passiert wirklich sehr wenig.“ Genauso ist es bei Flugzeugen.
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