„Road Ranger“, die Stau-Manager

Auch bei der Bildung der Rettungsgasse spielen sie eine Rolle – mitunter fahren sie als „Eisbrecher“ mit Blaulicht vor der Polizei durch die „Einsatzspur“
Mit einfachen Maßnahmen wurde die Staulänge von 39 auf 32 Minuten verkürzt.

Wer seid denn ihr?“ Diese Frage hören Mario Hans und Andreas Thum meist als ersten Satz. Die beiden sind „Traffic Manager“. Das ist eine neue Truppe der Asfinag. Täglich ist sie mit zwei Fahrzeugen unterwegs, sie soll vor allem eines bewerkstelligen: Die Wartezeit in Staus zu verkürzen. Dafür ist beinahe jedes Mittel recht.

„Road Ranger“, die Stau-Manager
Hartwig Hufnagl, Asfinag
„Das System gibt es sonst nur in den Niederlanden, in Großbritannien, Japan und den USA. Hier heißen die Leute Road Ranger oder Highway Agency“, erklärt Hartwig Hufnagl, Leiter des neuen Asfinag-Projekts. Seit 100 Tagen ist die Truppe im Großraum Wien im Einsatz. Geht alles gut, dann könnte das Projekt ausgeweitet werden. „Rund um die Hauptstadt hat es früher vom Unfall bis zum Auflösen des Staus 39 Minuten gedauert“, sagt Hufnagl. Nun sind es 32 Minuten.

Die Traffic Manager dürfen Blaulicht verwenden und sogar Fahrzeuge anhalten, wenn sie keine Rettungsgasse bilden. Sie sind eine Art Autobahn-Feuerwehr für alle Fälle – und machen dabei auch Ungewöhnliches. „Kürzlich blieb ein 40-Tonner auf der A23 stehen. Es hätte 30 Minuten gedauert, bis ein Abschleppwagen gekommen wäre. Deshalb haben wir ihn mit unserem 180 PS starken VW-Bus abgeschleppt“, berichtet Hans, während er mit dem KURIER an Bord über die A23 rollt.

„Road Ranger“, die Stau-Manager
Traffic Manager Mario Hans (re.) und Andreas Thum
Die Traffic Manager sorgen dafür, dass die Autobahn nur für das benützt wird, wofür sie geschaffen wurde: „Vergangene Woche haben wir ein Fahrzeug auf dem Pannenstreifen bei Schwechat gesehen. Als wir helfen wollten, meinte die Lenkerin, dass sie hier nur auf den Flieger wartet, in dem ihre Tochter sitzt. Die Parkgebühren am Flughafen waren ihr zu teuer. Wir haben sie weitergeschickt“, erklärt Hans. Auch ein Traktor mit Stroh-Anhänger wurde auf der S1 gestoppt, er tuckerte mit gerade einmal 10 km/h über die Schnellstraße. Er wurde zur Ausfahrt eskortiert.

Mängel an Baustellen

Beanstandet wird auch, wenn die Feuerwehr mehr Spuren sperrt, als eigentlich notwendig, oder Baustellen unsicher sind. Von 174 kontrollierten Baustellen gab es gleich bei jeder zweiten Mängel. Weil die Traffic Manager auch kontrollieren, ob die Asfinag-Leute gut arbeiten, sind sie innerhalb des Konzerns nicht ganz unumstritten.

Damit die Lenker schneller vorankommen, begeben sich Hans und Thum in Lebensgefahr. „Erst vergangenen Samstag standen wir mit Blaulicht auf der A 2. Eine Frau hat uns übersehen, ist ins Schleudern geraten und in die Leitplanke gegenüber gedonnert. Wenn du Pech hast, dann erwischt es dich. So schnell kannst du gar nicht reagieren“, meint Hans.

Oft werden sie für ihren Einsatz auch noch von den Autofahrern beschimpft. „Vor einiger Zeit haben wir zwei Fahrstreifen gesperrt, weil Diesel ausgelaufen ist. Mehrere Lenker sind stehen geblieben und haben gerufen: Könnt ihr nicht am Wochenende arbeiten?“

StVO

In Paragraf 44 b heißt es, dass der Straßenerhalter „nach Erfordernis besondere Verkehrsregelungen veranlassen kann“. Dieser Satz ermöglicht es, den Traffic Managern weitreichende Befugnisse zu erteilen.

Im Einsatz

Von 5 bis 22 Uhr sind zwei Fahrzeuge unterwegs, in der Nacht eines. Die derzeit 16 Mitarbeiter mussten eine sechswöchige Ausbildung bestehen, vier Wochen davon in der Sicherheitsakadamie Traiskirchen.

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