Auto in Städten ein Auslaufmodell?
Was die Autoindustrie schon länger befürchtet, wird nun immer deutlicher: Immer weniger Städter leisten sich ein neues Auto. In fast allen österreichischen Landeshauptstädten ist die Zahl der privat angemeldeten Neuwagen rückläufig. Das zeigen Zahlen auf Basis der Statistik Austria, die der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) am Mittwoch veröffentlichte.
Vor allem in Wien ist der Rückgang in den letzten Jahren augenscheinlich. 52.000 Autos wurden in den ersten neun Monaten des Jahres gekauft, nur ein Drittel davon von Privaten. Im Vergleich zum Vorjahr haben Autoverkäufe an private Haushalte um 13,6 Prozent abgenommen. Den niedrigsten Anteil weist der 1. Bezirk auf, wo 2013 nur noch 13 Prozent der Neuwagen auf private Haushalte zugelassen wurden.
Bundesweiter Trend
Aber auch in den anderen Landeshauptstädten wie Linz oder Graz sank die Zahl der privaten Autokäufer in den vergangen zehn Jahren dramatisch. Spitzenreiter ist Salzburg, wo nur noch jeder fünfte Neuwagen von einer Privatperson gekauft wurde. „Das sich ändernde Mobilitätsverhalten der Menschen in den Städten zeigt sich auch beim Autokauf. Die Bedeutung des Autos für unsere Mobilität sinkt“, sagt VCÖ-Experte Markus Gansterer. „Das Auto ist kein Statussymbol mehr.“ Es werde immer weniger mit dem Auto gefahren, dafür mehr mit den Öffis und dem Fahrrad. Das zeige auch der diesjährigen VCÖ-Bahntest bei dem 38 Prozent der Wiener Bahnfahrer angegeben haben, dass sie heute Strecken mit der Bahn fahren, die sie früher mit dem Auto zurückgelegt haben.
Firmenwagen
„Der Anteil an Firmenwagen bei verkauften Neuwagen wird immer höher“, bestätigt auch Thomas Wagner vom Autohaus Denzel die Ergebnisse des VCÖ. „Gesamt gesehen nimmt bei uns der Anteil der privaten Autokäufer schon seit einigen Jahren ab.“ VCÖ-Experte Gansterer sieht im hohen Anteil von Firmenwagen an den Pkw-Neuzulassungen auch eine Chance, die Klimabilanz der Neuwagenflotte zu verbessern: „Ähnlich, wie es beim Anschaffungspreis von Firmen-Pkw eine Grenze von 40.000 Euro gibt, ab der das Unternehmen die Kosten nicht mehr steuerlich geltend machen kann, sollte auch eineCO2-Grenze eingeführt werden“, fordert Gansterer.
Bleiben die Gebrauchtwagen. Österreichweit nahmen deren Anmeldungen in den letzten Jahren zu. „Viele Menschen müssen mehr auf ihren Geldbeutel schauen“, erklärt Gansterer. „Allerdings gleichen die Gebrauchten die Lücke bei den Neukäufen nicht aus.“ Einen Grund sieht Gansterer im Carsharing: „Für viele ist das mittlerweile eine vernünftige Alternative geworden.“
KURIER: Herr Professor Berger, immer weniger Städter kaufen sich ein neues Auto. Woran liegt das?
Vielfach ist der öffentliche Verkehr in den Städten so gut ausgebaut, dass man das Auto nicht mehr braucht. Es wird auch immer schwieriger und teurer, einen Stellplatz zu finden.
Hin und wieder benötigt man doch ein Auto. Was dann?
Durch die einfache Bedienung ist Carsharing nun wesentlich besser nutzbar. Der Trend geht in Richtung „nutzen statt besitzen“. Auch die Flexibilität in der Nutzung nimmt zu.
Inwiefern?
Man verwendet verschiedene Verkehrsmittel „bewusster“ für verschiedene Zwecke oder Strecken. Etwa in dem man für kurze Strecken auf ein City-Bike steigt. Oder mit dem Auto in eine Park-&-Ride-Anlage fährt und dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter.
Auf welche zukünftigen Trends können wir uns einstellen?
Ich glaube, dass vor allem die Elektrofahrräder, die Pedelecs, in den nächsten Jahren boomen werden. Allerdings gibt es noch Schwächen bei den Akkus.
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