Auslandstudium: "Kann überall Fuß fassen"

Auslandstudium: "Kann überall Fuß fassen"
Mehr als 5000 Studenten absolvieren jedes Jahr ein Auslandssemester. Zwei von ihnen berichten von ihren Erfahrungen.

Clemens Cichocki wusste mit 19 nicht, was er studieren sollte. Er wusste aber ganz genau, was er machen wollte: Baseball spielen. Und zwar in den USA. Über seinen amerikanischen Coach in Österreich kam Cichocki an die Eastern Oregon University. "Es war gar nicht so aufwendig, hinzukommen - wahrscheinlich war es nicht schwerer als sich an der Uni Wien anzumelden. Sobald das Visum erledigt war, ging es relativ leicht."
Cichocki blieb zwei Jahre in Oregon, absolvierte Grundkurse an der Uni - und spielte Baseball.

Zurück in Österreich schloss er eine Fachhochschule ab, ehe es in erneut in die USA zog. Diesmal mit einem Stipendium ausgestattet, ging er 2010 für ein Jahr an die Western Arizona College. Einen amerikanischen Uni-Abschluss hat Cichocki immer noch nicht - "die Auslandsjahre haben sich aber auf jeden Fall ausgezahlt", sagt er, trotz der Studiengebühren zwischen 1000 und 4500 Euro pro Jahr.

Erfahrung

Auslandstudium: "Kann überall Fuß fassen"

Zum einen wegen der Lebenserfahrung: "Ich habe die Freiheit zu wissen, ich kann überall hingehen und dort Fuß fassen." Zum anderen wegen der Sprachkenntnisse: Was immer ich machen will, ich kann Englisch gleich abhaken."

Etwa bei der Pilotenausbildung bei der Lufthansa, für die sich der 27-Jährige aktuell vorbereitet. "Viele Kandidaten scheitern da an den Englisch-Kenntnissen. Ich weiß, dass das für mich kein Problem sein wird."

Sein Englisch aufzubessern, das war auch für Stefan Marth ein Grund, ins Ausland zu gehen - "meine Basis von der Schule war da nur durchschnittlich, ich habe Aufholbedarf gesehen". Als er im Jänner abrüstete, gab es zwei Möglichkeiten: "Quer", also im Sommersemester ins Studium einzusteigen - oder die Zeit bis zum Herbst zu überbrücken." Marth entschied sich für ein Semester am Griffith College in Dublin. Studiengebühren: 3200 Euro. "Dafür bekommt man aber auch ein ausgezeichnetes Umfeld geboten", sagt Marth. "Das Lehrpersonal ist auch engagierter, weil man weiß, wie viel die Studenten fürs Studium bezahlen müssen." In Dublin sei er ein Name gewesen; an der WU, wo er jetzt Internationale Betriebswirtschaftlehre studiert, "bin ich nur eine Nummer".

Ansporn

Auslandstudium: "Kann überall Fuß fassen"

Die hohen Studiengebühren waren für Marth auch Ansporn, "das nicht halbherzig anzugehen": Er absolvierte ein vollwertiges Semester, verbrachte vor allem am Anfang viel Zeit in der Bibliothek, um die englischen Fachbegriffe zu übersetzen. Anschluss fand auch er über den Sport - eine Gruppe Fußballer nahm ihn "als neuesten Transfer" auf.

Ein Auslandssemester war für Marth nicht genug; wenn alles klappt, will er nach Abschluss des BWL-Bachelors den ganzen Master im Ausland absolvieren.

EU-Programme: Erfolgsstory Bildungsaustausch

Die Bildungsprogramme zählen zu den großen Erfolgsgeschichten der Europäischen Union. Ihr Flaggschiff ist das Programm Erasmus, in dessen Rahmen sich Studierende in anderen europäischen Ländern weiterbilden können. Alle EU-Programme stehen unter der Devise "Lebenslanges Lernen".
Die vier größten Projekte betreffen Schulen, Hochschulen, Berufs- und Erwachsenenbildung:
Comenius fördert den Austausch von Schülern, Lehrerinnen und Lehrern in der EU - von der Vorschule bis zur Matura. Im Zeitraum von 2007 bis 2013 sollen mindestens drei Millionen EU-Schüler in gemeinsame europäische Bildungsaktivitäten eingebunden werden.
Erasmus Das erfolgreichste EU-Programm im Bildungsbereich ermöglicht es Studierenden, sich im EU-Ausland an einer Partner-Hochschule weiterzubilden. Jedes Jahr nutzen es mehr als 4500 österreichische Studierende sowie rund 1000 Lehrende, EU-weit sind es jährlich 200.000 Studierende.
Leonardo da Vinci Ziel ist die berufliche Weiterbildung von Lehrlingen bis Fachkräften. Bei berufsbezogenen Praktika im EU-Ausland kann Berufserfahrung gesammelt werden. Die Zahl dieser Praktika soll bis 2013 auf 80.000 pro Jahr gesteigert werden.
Grundtvig konzentriert sich auf die Erwachsenenbildung. Pro Jahr können rund 7000 Erwachsene in anderen EU-Ländern Erfahrungen sammeln.

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