Rund ein Viertel der österreichischen Bevölkerung hat Migrationshintergrund. In absoluten Zahlen sind das 2.240.300 Menschen, die entweder selbst oder deren Eltern im Ausland geboren wurden.
Ist diese große und vielfältige Personengruppe krimineller als die restlichen 75 Prozent der Bevölkerung – die „alteingesessenen Österreicher“? Um dieser heiklen Frage nachzugehen, hat der KURIER einen Blick auf aktuelle Kriminalitätsstatistiken geworfen.
Soviel vorweg: Migrationshintergrund wird im Kriminalitätsbericht des Bundeskriminalamtes (BK) nicht erhoben. Sehr wohl aber der Ausländeranteil bei angezeigten Straftaten. Als Ausländer gilt hier eine Person mit Hauptwohnsitz in Österreich, die nicht die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt. Das waren im Jahr 2021 rund 17 Prozent der Bevölkerung.
Deutlich höher ist der Anteil von ausländischen Tatverdächtigen – dieser lag im Vorjahr bei 39 Prozent, wie eine Erhebung des Statista Research Department zeigt. Vor zehn Jahren waren es noch 31 Prozent ausländische Tatverdächtige. Allerdings stagniert dieser Wert bereits seit 2016 zwischen 39 und 40 Prozent.
Diskrepanz zwischen Anzeigen und Verurteilungen
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Verurteilungen: 2012 waren 33,6 Prozent aller schuldig Gesprochenen ausländischer Herkunft, im Vorjahr waren es 41,3 Prozent. Dieser Anstieg schlägt sich nicht 1:1 in den Justizanstalten durch. Der Anteil neu inhaftierter Ausländer war 2021 mit 55,7 Prozent ein ähnlicher wie vor zehn Jahren (54,9 Prozent). Damals lag der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung um sechs Prozentpunkte unter dem Wert von heute.
Das von Vorurteilen behaftete Bild vom „kriminellen Ausländer“ differenziert sich bei der Betrachtung der einzelnen Nationen. Rumänien liegt in der Anzeigen-Statistik des BK bei den nicht-österreichischen Tatverdächtigen auf Platz 1, gefolgt von Serbien. Die größte ausländische Bevölkerungsgruppe in Österreich, die Deutschen, liegt beim Kriminalitätsanteil auf Platz 3.
Statistisch auffällig ist die Gruppe der Menschen aus Afghanistan: Sie liegen derzeit im Bevölkerungsranking auf Platz 12, bei der Anzeigenstatistik jedoch auf Platz 7.
Auch interessant: Das BK unterscheidet bei den strafrechtlich relevanten Handlungen zwischen Verbrechen (vorsätzliche Handlungen, die mit mehr als dreijähriger Freiheitsstrafe bedroht sind) und Vergehen (alle Handlungen, die mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bedroht sind). Hier fallen teils deutliche Unterschiede zwischen den Nationen auf: So werden Deutsche etwa wesentlich öfter wegen Vergehen (9.242) als wegen schwerer wiegender Verbrechen (596) angezeigt.
Bei den Afghanen sind es hingegen 4.048 Vergehen versus 460 Verbrechen. Darunter waren 161 strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung – eine Deliktgruppe, bei der Personen aus Afghanistan stark überrepräsentiert sind. Zum Vergleich: Bei den Deutschen, die in Summe mehr als doppelt so oft straffällig werden, gab es im Vorjahr 211 Anzeigen wegen sexueller Vergehen.
Ausländeranteil
Anfang 2022 betrug der Anteil ausländischer Staatsbürger an der Gesamtbevölkerung 17,7 Prozent. Damit wurde ein neuer Höchststand erreicht – 2012 waren es 11,3 Prozent.
Bundesländer
Den höchsten Ausländeranteil gibt es in Wien (32,2 Prozent), den geringsten im Burgenland (10,1).
2,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher haben Migrationshintergrund - das bedeutet, dass entweder sie selbst oder ihre beiden Elternteile im Ausland geboren wurden.
(kurier.at, haipa)
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Aktualisiert am 12.12.2022, 09:32
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