Aufsichtsratschef zu SPÖ-Kodex: „Eine schwachsinnige Aktion“

Wirbel in der Zentrale der Salzburg AG: Vorstandssprecher muss sich in Sondersitzung für „Verhaltenskodex“ rechtfertigen.
Affäre um politische Einflussnahme wird zu Blamage für die Salzburg AG. Verfasser verteidigt sein Papier.

Eine "rote" Führungskraft habe sicherzustellen, dass seine Gleichgesinnten im Unternehmen "nicht benachteiligt werden". Für die Freunde aus der FSG (Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter) solle man stets "ein offenes Ohr" haben.

Dieser "Verhaltenskodex", den 2011 SPÖ-nahe Führungskräfte der Salzburg AG unterzeichnet haben, sorgt seit dem Wochenende für gehörigen Wirbel. Der SPÖ wurde vorgeworfen, politischen Einfluss auf das öffentliche Unternehmen nehmen zu wollen. "Rote" Mitarbeiter sollten bevorzugt werden. Das dürfte Interpretationssache sein, denn konkret steht davon in dem "Geheim-Papier", das mittlerweile an die Öffentlichkeit gelangt ist, kein Wort.

Als Verfasser outete sich August Hirschbichler, Vorstandssprecher der Salzburg AG. Seine Intention sei eine andere gewesen, behauptet er: "Als die FSG 2010 die Betriebsratswahl verloren hat, hat es einen Tumult in der Belegschaft gegeben. Es hat geheißen: Als Sozialdemokrat wirst du hier nichts. Es war meine Pflicht klarzustellen, dass unser Unternehmen für Gleichberechtigung steht. Nichts anderes habe ich mit diesem Schreiben zum Ausdruck gebracht." Sieben Führungskräfte hätten sein Papier unterzeichnet, damit sei wieder Ruhe eingekehrt.

Sondersitzung

Mit der Ruhe ist es jetzt vorbei. Die Aufsichtsratsmitglieder Astrid Rössler (Grüne Landeshauptmann-Stellvertreterin) und Hans Mayr (Team Stronach Landesrat) haben eine Sondersitzung in die Wege geleitet. Am Freitag muss sich Hirschbichler vor dem Aufsichtsrat rechtfertigen.

Aufsichtsratschef Christian Struber ist verärgert: "Es ist eine schwachsinnige Aktion, so ein Papier überhaupt aufzusetzen." Bei einem öffentlichen Unternehmen wie der Salzburg AG, das zu 43 Prozent dem Land und zu 31 Prozent der Stadt Salzburg gehört, dürfe es nicht einmal den Hauch eines derartigen Verdachts geben. "Dieses Papier hat dem Unternehmen massiven Schaden zugefügt. Ich verlange von jedem einzelnen, der es unterschrieben hat, eine öffentliche Entschuldigung." In dasselbe Horn stößt Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP): "Dieser Kodex offenbart ein politisches Sittengemälde von vorvorgestern. Der Vorstand muss sich davon klar distanzieren."

Indes werden Rufe nach einem Rücktritt Hirschbichlers laut. Der winkt aber ab: "Ich bin seit 36 Jahren im Unternehmen und denke gar nicht an einen Rücktritt. In der Sondersitzung werden die Gerüchte und Fehlinterpretationen des Schreibens hoffentlich restlos aufgeklärt."

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