Aufgedeckt: Millionen-Steuerbetrug mit "iPhones"

Aufgedeckt: Millionen-Steuerbetrug mit "iPhones"
Internationales Karussell-System: Ziegelsteine statt Handys. Luxusautos von Steuerfahndern beschlagnahmt.

Fliesen statt iPhones fanden Steuerfahnder kürzlich bei einer Razzia in mehreren Ländern. Zahlreiche Handyshopbetreiber stehen unter dem Verdacht, Mitglieder eines internationalen Umsatzsteuerkarussells zu sein.

Steuerfahnder schlugen zeitgleich in Österreich, Ungarn, Deutschland, Slowakei und Litauen zu. Bei der Durchsuchung des Handyshops eines Brüderpaars fiel den Wiener Steuerfahndern bei genauer Betrachtung verpackter iPhones auf, dass die Schutzfolie bereits vergilbt war. Außerdem hörten sie untypische Geräusche beim Schütteln der Verpackung. Beim Öffnen zeigte sich, dass anstelle neuer iPhones nur Ziegelbruchstücke in der Handyverpackung waren.

Gleiches Gewicht

Das einzige, was sie mit den bekannten Smartphones gemein hatten, war das Gewicht. Die Verpackungen sollten nicht auffallen und wurden bewusst so präpariert, dass bei Gewichtskontrollen der Lieferungen im Rahmen der Verzollung niemand Verdacht schöpfen sollte. Die „Fliesen-Handys“ waren niemals für den Verkauf bestimmt, sondern sind laut Finanzministerium gewiefte Instrumente zum Umsatzsteuerbetrug.

Aufgedeckt: Millionen-Steuerbetrug mit "iPhones"

Beim so genannten Karussellbetrug führen Händler die vom Käufer bezahlte Umsatzsteuer nicht wie vorgesehen an das Finanzamt ab, sondern machen in der Regel vom Vorsteuerabzug Gebrauch. Dazu sind Unternehmer im Rahmen ihrer unternehmerischen Tätigkeit berechtigt. Bei Geltendmachung bekommen sie die Vorsteuer vom Finanzamt ausbezahlt.

Um so eine Masche anwenden zu können, müssen Warenbewegungen innerhalb von EU-Staaten erfolgen – seien es fingierte oder tatsächliche. Die Gegenstände, die im Rahmen einer solchen Lieferung von einem Mitgliedstaat in einen anderen transportiert werden, dienen nur einem Ziel: Umsatzsteuer zu hinterziehen.

Um möglichst viel Profit daraus zu schlagen, handelt es sich bei den Waren zumeist um hochpreisige Artikel aus dem Elektronikbereich. Oft sind, wie im vorliegenden Fall, die Waren allerdings nur fingiert. Die Artikel werden täuschend echt verpackt und verfügen über alle nötigen zollrechtlichen Papiere. „Betrüger reagieren in der Regel sehr schnell auf unsere Fahndungserfolge und adaptieren ihre Machenschaften“ erklärt Mag. Christian Ackerler, Leiter der Steuerfahndung.

In mehrere Ländern wurden Luxusautos, Bargeld und Waren im Wert von sieben Millionen Euro beschlagnahmt. In Österreich wurden 1600 (echte) iPhones um 560.000 Euro sichergestellt.

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