Auf der Spur der Fälscher

Auf der Spur der Fälscher
320 manipulierte Reisepässe fängt die Polizei in Österreich jährlich ab.

Es gibt 25 unverwechselbare Merkmale im Gesicht. Der Abstand zwischen Oberlippe und Nase zum Beispiel. Oder die Stellung der Augen. Allein sechs Merkmale sind für die Ohren charakteristisch. Friedrich Frank kennt sie alle. Das ist auch sein Job.

Der Kontrollinspektor ist gemeinsam mit den Kollegen auf dem Flughafen Schwechat für die Passkontrollen zuständig. Rund 25 Millionen Passagiere zählt der Flughafen jährlich. 7,1 Millionen davon kamen heuer aus Nicht-Schengen-Ländern – und standen Schlange an der Passkontrolle der Flughafenpolizei.

Bei 320 Reisepässen konnten die Beamten im Vorjahr eine Fälschung nachweisen. Zum Teil war das gesamte Dokument unecht, etwa bei jenem Mann, der mit einem Pass aus dem fiktiven „State of Sabotage“ einreisen wollte. „Das war ein Kunstprojekt. Da gab es dann auch keine Anzeige“, erinnert sich Inspektor Frank. Doch nicht immer ist die Erkennung so einfach. „Fälschen kann man alles“, weiß Frank. „Die Frage ist nur: Wie gut?“

Doppelgänger

Die Fälscher sind kreativ. Nur ein Teil der aufgegriffenen Pässe ist komplett gefälscht. Oft wird nur die Seite mit den persönlichen Angaben, manchmal auch nur das Bild ausgewechselt. Und manchmal selbst das nicht. Dann wird einfach der Pass einer ähnlich aussehenden Person benutzt.

„Die Zeiten, als es schon gereicht hat, das Papier in der Hand zu halten, um zu wissen, dass es sich um eine Fälschung handelt, sind vorbei“, sagt Frank. Heute experimentieren die Fälscher-Profis unter anderem mit Baumwollfasern, um die Pässe griffecht zu gestalten.

Doch weitere Sicherheitsmerkmale wie Wasserzeichen, Chip oder Drucktechniken erschweren die Arbeit der Fälscher. Das gebräuchlichste Mittel, um Fälschungen zu enttarnen, liegt stets bereit – eine einfache Lupe. „Haben wir einen konkreten Verdacht, schauen wir uns den Pass dann mit dem Mikroskop an. Dadurch kann ich gut erkennen, welcher Drucker eingesetzt worden ist“, erklärt der Spezialist. Aber auch UV-Geräte helfen bei der Enttarnung.

Bei den meisten entdeckten Fälschungen handelt es sich um Pässe aus Sri Lanka, Pakistan, Nigeria und der Türkei. „Häufungen gibt es auch immer aus Krisenregionen, aktuell etwa aus Syrien“, sagt der Polizist.

Hinter dem Geschäft stecken organisierte, professionelle Banden. Und das Geschäft lohnt sich. Im bulgarischen Raum wurden Fälscherwerkstätten ausgehoben, in denen mit ausgemusterten Druckern gearbeitet wurde. In Asien wird professionell in Keller-Laboren gefälscht. Doch der Blick muss nicht immer in die Ferne schweifen. Heuer wurde auch eine Fälscherwerkstatt in Wien entdeckt.

Ein Problem der Beamten: „Die Dokumente ändern sich ständig.“ Um den Überblick zu bewahren, sind Pässe aller Herren Länder im Depot. Und jeder Beamte hat Zugriff auf das Urkunden-Informationssystem.

Doch im Idealfall kommen Reisende mit gefälschten Pässe gar nicht bis nach Wien-Schwechat. Und dafür reisen Frank und seine Kollegen zu Schulungen „von Aserbaidschan bis Marokko“. „Nicht ganz uneigennützig“, wie er zugibt.

Kommentare