Auch ein Stausee braucht eine Pause - Der Mooserboden ist leer
Mooserboden-Fuchs Alois freut sich über Besuch. Als die Gruppe von Verbund-Mitarbeitern und Journalisten die Staumauer des Speichersees Mooserboden in Kaprun betritt, läuft ihr das an sich scheue Tier freudig entgegen. Nur gibt es für Alois nichts zu holen.
Anders als bei den Arbeitern, die jeden Winter für Revisionsarbeiten heraufkommen, fast immer Essbares dabei haben und Alois so zu einem selten zahmen Fuchs erzogen haben.
Abschluss vor Ostern
Revisionsarbeiten finden in den Hochgebirgskraftwerken aufgrund des niedrigen Wasserstands jeden Winter statt; heuer ist am Mooserboden aber besonders viel los. Denn ungefähr alle zehn Jahre wird der Stausee komplett entleert – so auch heuer. Grund dafür sind umfangreiche Wartungsarbeiten am Grundablass, quasi dem Abfluss des Stausees, der sich die restliche Zeit unter Wasser befindet. „Seit zehn Tagen ist der Speicher total entleert“, sagt Betriebsingenieur Alexander Zotter, der die Wartungsarbeiten für den Verbund beaufsichtigt.
Kommenden Donnerstag wird der Stausee vom Unterausschuss für Talsperrensicherheit im Lebensministerium überprüft. Zu Ostern soll das Kraftwerk wieder voll einsatzfähig sein. Das ist auch für die Netzstabilität wichtig. Denn zu Weihnachten und Ostern, wenn viele Firmen ihren Betrieb einstellen, ist besonders viel Strom im Netz, der mit Pumpspeicherkraftwerken ausgeglichen werden kann. Der Strom wird für das – teilweise –Wiederbefüllen des Staubeckens verwendet.
Der Stausee stabilisiert
Die Funktionsweise des Kraftwerks hat sich seit der Errichtung in den 1950er Jahren grundlegend geändert. „Die Idee bei der Errichtung war, dass man auch Wasser für den Winter hat, um auch da Strom produzieren zu können. Jetzt sind wir stärker marktgetrieben“, erklärt Zotter. Das hat auch mit anderen erneuerbaren Energieformen zu tun, die immer stärker zum Energiemix beitragen.
„Wenn Wind- und Solarkraftwerke Strom erzeugen, der nicht verbraucht wird, wird Wasser in den Speichersee hinaufgepumpt“, ergänzt Verbund-Sprecher Wolfgang Syrowatka. Bei Bedarf wird das Wasser dann abgelassen und Strom produziert. Mit dieser Funktion tragen die Speicherkraftwerke auch zur Netzstabilität bei. Denn: „Es muss immer gleich viel Strom erzeugt werden, wie verbraucht wird. Zu viel oder zu wenig hat denselben Effekt, einen Stromausfall“, sagt Zotter.
Speichersee in Kaprun entleert
Revision unter Extrembedingungen
Acht Minuten dauert beim 2011 im Berginneren errichteten Krafthaus Limberg II das Umschalten von der Pump-, also der Verbrauchsfunktion zur Produktionsfunktion. Vom Grund des Stausees bis zum Krafthaus überwindet das Wasser einen Höhenunterschied von rund 400 Metern.
Wesentlich beschwerlicher ist der Arbeitsweg für die Verbund-Mitarbeiter während der Revision im Winter. Die Straße, die im Sommer hunderttausende Besucher zum Stausee bringt, ist den gesamten Winter wegen Lawinengefahr gesperrt. So geht es für die Arbeiter durch ein langes Tunnelsystem, mit einem steilen Schrägaufzug und einer Seilbahn, die am höchsten Punkt 136 Meter über dem Grund schwebt, hinauf zur Staumauer.
Felsstürze nehmen zu
Sind die Revisionsarbeiten abgeschlossen, warten bereits die nächsten Herausforderungen. Mit der Schneeschmelze nimmt die Gefahr von Felsstürzen zu. „Wir merken, dass sie in den vergangenen Jahren mehr werden“, sagt Zotter. Die Umgebung des Stausees wird ständig geologisch untersucht.
Die Besuchssaison bei den Kraftwerken in Kaprun beginnt im Mai. Da wird sich Alois wieder zurückziehen. Er kommt nur mit den Arbeitern gut aus, Menschenmassen meidet der Fuchs.
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