"Asien ist unser Hoffnungsmarkt"

Mit sinkenden Passagierzahlen hat der Kärnten Airport seit Jahren zu kämpfen.
Klagenfurts Flughafen-Manager sieht Potenzial beim Wintertourismus und will schwarze Zahlen schreiben.

Der renommierte deutsche Flughafen-Manager Michael Kunz soll den Kärnten-Airport flügge machen. Im Interview spricht der 53-Jährige über die Motive für den Wechsel, neue Destinationen und die Schubumkehr.

"Asien ist unser Hoffnungsmarkt"
Michael Kunz, Manager, Geschäftsführer, Kärnten Airport, Flughafen Klagenfurt
Der Manager des Frankfurter Flughafens wechselt nach Klagenfurt. Fraport steigt bei etlichen Airports als Miteigentümer ein oder übernimmt sie gänzlich. Und Klagenfurt sucht einen neuen Miteigentümer. Besteht da ein Zusammenhang?

Kunz: Ich kenne die Gerüchte, da ist nichts dran. In Frankfurt bin ich involviert in solche Privatisierungsprojekte und daher wüsste ich, wenn Fraport an Klagenfurt Interesse hätte. Aufgrund der Nähe zu Ljubljana (diesen Airport hat Fraport übernommen, Anm.) wäre das gar nicht sinnvoll.

Ist Ihr Engagement in Klagenfurt dann nicht als beruflicher Rückschritt zu bewerten?

Ich habe bei Fraport alles erlebt und erreicht, jetzt will ich eine neue Herausforderung. Meine Frau und ich kennen Kärnten: Sie ist Österreicherin, bei Murau in der Steiermark haben wir seit 16 Jahren ein Haus.

Sie kennen auch den Klagenfurter Flughafen, wo 2005 noch 500.000 Passagiere jährlich abgefertigt wurden und im Vorjahr 200.000. Wie fühlt man sich dort im Vergleich zu Frankfurt und bei wie vielen Passagieren legen Sie die Latte an?

Es ist schon ein bisserl eine andere Welt, aber die Prozesse sind auf allen Häfen der Welt die gleichen. Passagierzahlen sind weniger wichtig als schwarze Zahlen. Die möchte ich schreiben – und das ist bei 250.000 oder 300.000 Fluggästen möglich.

Das hatte der bisherige Geschäftsführer Max Schintlmeister auch vor. Warum sollte es Ihnen gelingen?

Schintlmeister hat gute Ansätze, wie mit der Berlin- oder London-Anbindung im nächsten Winter. Ich werde diese Ansätze weiter denken. Dafür benötige ich aber auch die Unterstützung des Tourismus, der Hoteliers, der Wirtschaft und der Politik. Ein Flughafen allein lockt keine Passagiere an, sondern nur ein Gesamtkonzept. Graz und Ljubljana funktionieren, weil sie Lücken finden und sich in diesen neu positionieren. Wir müssen und können nicht mit den Großen konkurrieren, vielmehr werden wir uns rasch entsprechende Nischen suchen.

Welche?

Es wäre taktisch unklug, zuviel auszuplaudern, denn mein jetziger Dienstgeber muss die Pläne ja nicht schon im Vorfeld erfahren.

Es gibt Gerüchte, wonach Investoren aus Asien einsteigen könnten. Wäre das ein Markt für Kärnten?

Das ist unser Hoffnungsmarkt. Dieser Markt wächst und wächst, ihn habe ich primär im Visier. Asiatische Linien überlegen derzeit intensiv, Budapest anzufliegen. Diese Fluggesellschaften suchen bewusst kleine Flughäfen. Eine Direktverbindung nach Asien anzudenken, wäre wohl sehr vermessen, aber Klagenfurt als Zwischenflughafen erscheint mir realistisch. Zu neuen Eigentümern will ich noch nichts sagen, die Ausschreibung läuft ja bis Oktober. Aber den Regionalflughafen Frankfurt-Hahn haben kürzlich Chinesen gekauft.

Im Hearing haben Sie auch mit der Ankündigung gepunktet, Kärnten als Wintertourismusland besser zu positionieren.

Es ist mir unverständlich, warum Kärnten in Skandinavien oder Deutschland nur als Sommer-Urlaubsdestination gilt. Tirol und Salzburg sind für den Wintertourismus bekannt, Kärnten nicht. Da liegt eine große Chance, wenn man bedenkt, dass Salzburg zehn Mal so viele Passagiere hat, wie Klagenfurt.

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