Anzeigenflut gegen dubiosen Installateur
Diesen Samstag im Jänner wird Markus Meier nicht so schnell vergessen. Er wollte gerade seine Wohnung in Wien-Margareten verlassen, als er bemerkte, dass sich Abwasser in die Badewanne hochdrückt. Bauarbeiten in der Nachbarwohnung dürften die Ursache gewesen sein.
"Es stank fürchterlich. Wir haben ein Baby und ich musste aktiv werden", sagt Meier, der eigentlich anders heißt, zum KURIER. Er suchte im Internet nach einem Installateur-Notdienst und stolperte bei Google gleich über die Homepage www.installateur24h.at. – Notdienst Service Zakhir M. Angeboten wird dort ein Installateur ab 49 Euro.
Vorsicht: Nicht zu verwechseln
Die Wiener Firma P.K. Installationen (www.installateur24.at) um Zeljko Miac, die in der Brünner Straße 34-38/8/R11 in Wien-Floridsdorf ansässig ist, legt Wert auf die Feststellung, dass sie mit dem mutmaßlichen unseriösen Angebot des fragwürdigen Mitbewerbers nichts zu tun hat. Dieser nützt offenbar die Ähnlichkeit der Internet-Adresse (www.installateur24h.at) für seine Geschäfte aus.
Mehr als 2000 Euro
Meier rief die angeführte Handynummer an. Eine Stunde später kamen zwei Männer mit einem bohrmaschinenartigen Gerät samt Reinigungsspirale. 400 bis 500 Euro sollte der Not-Einsatz kosten, hieß es ursprünglich. "Als sie nach einer Viertelstunde fertig waren, haben sie gesagt, das war extrem verstopft und sie hätten die ganze Spirale gebraucht", sagt der Mieter. Am Ende betrug die Rechnung mehr als 2000 Euro.
Hartnäckige Arbeiter
"Die sind vor mir gestanden und haben gesagt, ich müsse das jetzt zahlen, sonst gehen sie nicht", schildert Meier die unangenehme Situation. "Ich habe dann mit meiner Visa-Karte bezahlt." Denn: Ein Gerät für die Online-Bezahlung mit Bankomat- und Kreditkarten hatten die Notdienstler gleich dabei.
Nach dem ersten Schock hat Meier dann Anzeige bei der Polizei erstattet. Er fühlt sich über den Tisch gezogen – und er ist kein Einzelfall.
110 Anzeigen bei der Polizei
Beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) gingen bereits Dutzende Beschwerden ein. Mutmaßlicher Schaden: im Schnitt mehrere Hundert Euro. Einzelne Rechnungen betragen hier bis zu 3000 Euro.
"Bei uns liegen derzeit schon 110 Anzeigen in dieser Angelegenheit vor", bestätigt Thomas Keiblinger von der Wiener Polizei. "Der größte Schadensfall stammt aus Wien-Penzing, ein Opfer hat 10.500 Euro für eine Reparatur bezahlt." Ermittelt wird nun wegen des Verdachts des Sachwuchers gegen Zakhir M. Er steckt laut den Rechnungen hinter dem dubiosen "Installateur-Notdienst". Firmensitz ist eine Wohnung in Liesing. Die Arbeiten werden in Wien und Niederösterreich angeboten.
"Nicht üblich"
"Diese Leute kommen mit einer sogenannten Reinigungsfeder und verrechnen die Arbeit nach Laufmetern", sagt Robert Breitschopf, Innungsmeister der Wiener Installateure (Sanitär-Gas-Heizung), zum KURIER. "Das ist weder üblich noch Standard und für den Konsumenten nicht nachprüfbar." In einem Fall verrechneten die Verdächtigen 49 Euro pro Laufmeter Reinigungsspirale – das machte bei 30 Metern 1470 Euro. In einem weiteren Fall waren sogar 69,3 Meter (siehe Rechnung oben).
"Da sind die mit der Reinigungsfeder wahrscheinlich beim Kanaldeckel auf der Straße rausgekommen", sagt der Innungsmeister. "Die verrechnen dafür ein Vermögen. Da kauft der Konsument gleich die Reinigungsmaschine mit."
Neben der Polizei ermittelt auch das Finanzamt und die Finanzpolizei; die Wirtschaftskammer Wien hat Anzeige bei der Gewerbebehörde, der MA 63, erstattet und ein Gewerbe-Entziehungsverfahren einleiten lassen. Zakhir M. selbst hat laut Wirtschaftskammer Wien keine Gewerbeberechtigung. Als gewerberechtliche Geschäftsführer fungieren zwei andere Personen; über diese bietet er auch Schlüssel- und Elektro-Notdienste an. Der KURIER ersuchte Herrn Zakhir M. telefonisch um eine Stellungnahme – aber bisher erfolglos.
Tipps für die Suche nach einem seriösen Notdienst:
Bereits am Telefon genau nach den Preisen erkundigen.
Die Unternehmen googeln, denn wie im vorliegenden Warnfall gibt es bereits viele Warnungen von Konsumentenschützern wie dem VKI.
Vorsicht vor Lockangeboten wie Installateur ab 49 Euro. Kein seriöses Unternehmen mit angestellten Arbeitern wird ein Service um diesen Lockpreis anbieten.
Vorsicht bei Firmen, die bar kassieren wollen, und keine Möglichkeit einer Einzahlung der Rechnung auf ein Konto anbieten.
Verlangt der Installateur für die Rechnung, die sie nicht sofort bar zahlen können, als Pfand den Reisepass, rufen Sie die Polizei.
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