Syrische Flüchtlinge verzweifeln an Dauer von Asylverfahren

Vor dem Innsbrucker Landesmuseum wollen die „Freedomseekers“ in den kommenden drei Wochen auf ihre Lage aufmerksam machen.
SPÖ und Plattform Rechtsberatung orten Personalmangel bei Tiroler Büro des Bundesamts für Asyl.

Yamen Abdul will "das Wort der Verstummten an die Öffentlichkeit bringen", wie er sagt. Er möchte, dass die Österreicher verstehen, was in seiner Heimat vor sich geht. Doch als der junge Syrer am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck auf das Schicksal der Kinder in dem Bürgerkriegsland zu sprechen kommt und ein Bild von unter einem zerbombten Haus begrabenen Babys in die Höhe hält, versagt dem 34-Jährigen die Stimme. Er bricht in Tränen aus. Und mit ihm viele seiner Landsmänner, die mitgekommen sind, um auf ihre Situation und die ihrer Familien aufmerksam zu machen.

Rund 30 in Tirol lebende syrische Flüchtlinge haben sich zur Gruppe "Freedomseekers" zusammengeschlossen. Sie fordern, dass die Asylverfahren beschleunigt werden. "Von heute auf morgen kann eine Katastrophe unsere Familien treffen", erklärt Abdul, warum das Warten für ihn und seine Leidensgenossen so unerträglich ist. Denn nur wenn die Asylwerber einen positiven Bescheid erhalten, können sie ihre Angehörigen aus dem Kriegsgebiet holen.

Laut Katharina Lang von der Plattform Rechtsberatung, die die Freedomseekers unterstützt, müsste das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) innerhalb von sechs Monaten eine Entscheidung treffen. "Aber wir wissen von rund 40 Personen, die seit 2013 hier sind und noch nicht einmal einvernommen worden sind."

Zusatzaufgaben

Lang sieht das in einem Personalmangel bei der Tiroler Außenstelle des BFA begründet. Die Behörde ist Anfang dieses Jahres an den Start gegangen und hat dabei auch Aufgaben übernommen, für die früher Bezirkshauptmannschaften und Fremdenpolizei zuständig waren. "Das Personal reicht vorne und hinten nicht aus", kritisiert auch die Innsbrucker SPÖ-Gemeinderätin Angela Eberl.

Laut Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck sind beim BFA österreichweit bereits 87 neue Stellen vorgesehen. Davon werde auch Tirol profitieren, wo es laut Grundböck bislang aber keinen Personalmangel gegeben habe. Wenn Flüchtlinge über sechs Monate auf ihre Befragungen warten müssen, hat das für ihn einen anderen Grund. "Die Regionaldirektionen sind erst zuständig, wenn sich die Asylwerber in Landesbetreuung befinden." Wenn Länder ihre Quoten nicht erfüllen, würde das die Wartezeiten verlängern. Zumindest für dieses Verteilungsproblem, wollen Österreichs Landeshauptleute am Dienstag eine Lösung gefunden haben (siehe Bericht Seite 2).

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