Amtsgroteske ums Fischen

Walter Jerabek nennt es ein „perverses Paradoxon“: Der 63-Jährige, der seit mehr als 50 Jahren fischt und seit 22 Jahren eine Jahresfischereikarte für Niederösterreich besitzt, darf damit in Kärnten nämlich nicht auf Fischfang gehen. Stattdessen muss er einen achtstündigen, kostenpflichten Kurs absolvieren. „Man scheint zu glauben, dass die Bachforellen in Kärnten anders zu behandeln sind, als in Niederösterreich“, sagt Jerabek.

Er lebt aktuell im Burgenland, fischt in Niederösterreich und will das künftig auch in Kärnten tun, weil er dort einen Zweitwohnsitz hat. „55 Jahre lang hatte ich die verschiedensten Lizenzen in den Bundesländern. Dass man mich jetzt zu einem kostenpflichtigen Kurs verdonnert, kann nur ein Scherz sein“, ärgert sich Jerabek. Ist es laut Thomas Koller, Geschäftsführer des Kärntner Landesfischereiverbandes und Leiter der Rechtsabteilung der Kärntner Landwirtschaftskammer, aber nicht: „Mit einer nö. Jahresfischereikarte darf man in Kärnten nicht fischen. Ganz einfach.“

Ganz so einfach dürfte die Sache aber nicht sein. Denn wer in NÖ eine Jahresfischereikarte will, muss seit einer Änderung des Fischereigesetzes im Jahr 2002 (die unter anderem eine gleichwertige Ausbildung in den Bundesländern regeln soll) Kurs samt Prüfung absolvieren. Weil Jerabek seine Karte aber schon vor 2002 hatte, wurde er von diesem Kurs befreit. Laut Rechtsansicht von Georg Gravogel vom nö. Landesfischereiverband darf Jerabek dennoch nicht in Kärnten fischen, weil ihm eben dieser Kurs fehlt. „Es darf schon auch von den Fischern verlangt werden, dass sie die aktuelle gesetzliche Lage kennen“, meint Gravogel.

Strenger

So klar scheint das Gesetz nicht zu sein. Aus Kärnten heißt es: „Selbst wenn die Anforderungen in Niederösterreich strenger sind als in Kärnten, muss man bei uns einen Kurs ablegen.“ Jerabek: „Ein Führerschein gilt überall auf der Welt, aber bei Fischereikarten macht man so einen Aufstand?“