Die letzte Etappe wird zum Kraftakt

In Hermagor musste erst einmal umgebaut werden.
Der Schwertransport ist "geschrumpft", die Alpenperle soll am Freitag am Weißensee ankern.

Die letzte Etappe auf der viertägigen Reise von Oberösterreich zum Weißensee wartet am Freitag auf die „Alpenperle“. Gegen Mittag soll das neue Ausflugsschiff den 650 Kilometer weiten Landweg hinter sich gebracht haben und in Techendorf ankern. Zuvor hat der 15 Personen zählende Tross, der in diesen Tagen nur wenig Schlaf fand, aber noch einen Kraftakt zu meistern: die 25 Kilometer von Hermagor zum Weißensee.

Improvisiert

Dass immer wieder unvorhersehbare Probleme auftauchen können, bewies die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. „Die Fahrt auf die Autobahn bei Minimundus war eine enge Geschichte, gelang aber schließlich gegen die Fahrtrichtung und nach dem Entfernen der Leitschienen“, erzählt Transportunternehmer Alexander Schwarz aus Gmünd. Bei der Autobahn-Abfahrt Richtung Gailtal musste man neuerlich improvisieren. „Ein Kreisverkehr war zu eng, daher haben wir die Verkehrsinsel mit Platten ausgelegt, die Zugmaschine abgekoppelt und den Schwertransport mittels Fernsteuerung über das Hindernis gebracht“, berichtet Schwarz. Um 2.30 Uhr erfolgte schließlich die Ankunft in Hermagor.

Das war gleichzeitig die letzte Nachtfahrt der 165-Tonnen-Konstruktion. Am Donnerstag erfolgten große Umbauarbeiten: Die Achsmodule, die bisher vor und hinter dem Schiff platziert waren, wurden unter die „Alpenperle“ geschoben. Dadurch schrumpfte der bisher 49 Meter lange Schwertransport um 13 Meter. „Auf den letzten Kilometern erwarten uns einige enge Kurven. Jetzt sind wir wendiger, um diese zu meistern“, erklärt Christian Müller, der stolze Besitzer des 1,3 Millionen Euro teuren Schiffs. Der Nachteil an der Geschichte: statt wie bisher 4,5 Meter ist das Ungetüm plötzlich 5,25 Meter hoch - zu hoch also, um unter sämtlichen Stromleitungen, die die Strecke säumen, „durchschlüpfen“ zu können. Auch dafür hat der oberösterreichische Transportunternehmer Johann Fellner eine Lösung gefunden: „Wir haben einen Voraustrupp engagiert, der die Stromkabel anhebt.“

Erst wenn das neue Schmuckstück seiner Flotte am Freitag Bekanntschaft mit dem Weißensee-Wasser macht, wird Christian Müller richtig durchatmen. „Jede Kurve, jede Brücke kann bei solch einem Transport zur unüberwindbaren Hürde werden. Ich bin froh, dass es bisher kaum Komplikationen gegeben hat“, betont der 36-Jährige, der den Transport mit rund 100.000 Euro budgetiert hat.

Transport ohne Polizeiunterstützung

Die Schaulustigen, die die spannende Fahrt des „schwimmenden Riesen“ verfolgen, wundern sich, dass der Transport ohne Polizeiunterstützung auskommt. Als einziger Staat in Europa schaffte Österreich eine solche nämlich vor rund zehn Jahren ab und übertrug die Abwicklung privaten beeideten Aufsichtsorganen. In Deutschland gibt es bereits Bestrebungen, das österreichische Modell zu übernehmen. „Seit der Einführung dieser privatwirtschaftlichen Begleitung gab es in Österreich keinen einzigen Unfall mit Beteiligung eines Sondertransports - und das bei 30.000 bewilligungspflichtigen Fahrten jährlich“, weiß Fellner. Jene der „Alpenperle“ bleibt dennoch einzigartig.

Die Reise der Alpenperle:

Kommentare