Alles für die (große) Katz: Letzter Löwe des Safariparks Gänserndorf gestorben
24 Jahre alt ist Anna geworden, bevor sie vor ein paar Wochen gestorben ist.
Das ist sehr alt, erklärt ihre Pflegerin Hildegard Pirker. Würde man das aufrechnen, wären es 100 Jahre in einem Menschenleben.
Von Niederösterreich nach Südafrika
Anna war aber eben kein Mensch, sie war ein Löwe. Und zwar einer jener zehn Löwen, die 2007 vom „Safaripark Gänserndorf“ ins Großkatzen-Schutzzentrum „Lionsrock“ nach Südafrika gezogen sind. Mit ihrem Tod ist nun nicht nur das gesamte Rudel gestorben. Auch für ihre Tierpflegerin Hildegard Pirker geht eine Ära zu Ende.
Zuhause gesucht
Die Floridsdorferin war nämlich von Anfang an dabei. Als Tierpflegerin im „Safaripark Gänserndorf“ hat sie die Geburt der Tiere miterlebt. Auch nach dem Konkurs des Parks im Jahr 2004 war sie in die Aufarbeitung involviert. „Zwei Jahre lang hat man versucht, den Park zu retten. Danach musste für alle Tiere ein neues Zuhause gefunden werden“, sagt Pirker. Besonders schwer sei es gewesen, einen neuen Ort für die Löwen zu finden.
Ein Glück also, dass genau gleichzeitig – und unabhängig davon – die Tierschutzorganisation Vier Pfoten auf der Suche nach einem Gelände für Großkatzen war – und dieses in Südafrika auch tatsächlich fand.
2007 übersiedelte dann das gesamte niederösterreichische Rudel dorthin. Zusammen mit Hildegard Pirker. „Ich sollte dabei helfen, die Tiere einzugewöhnen“, erzählt Pirker. Aber auch auf der langen Reise sollte sie unterstützen: „Die Reise dauerte 72 Stunden, das hatte auch Vier Pfoten davor noch nicht gemacht“, sagt Pirker. In Kisten eingesperrt seien die Tiere nach Südafrika transportiert worden. „Viel tun kann man dabei nicht, man muss einfach hoffen, dass alles gut geht.“
Das Angebot, zu bleiben
Und das ist es. Alle zehn Tiere kamen wohlauf an. „Ein Löwe nach dem anderen ist aus den Kisten rausgelaufen und sie haben sich dann alle auf einer erhöhten Sandformation getroffen. Das ist etwas, das ich sicher nie vergessen werde“, sagt Pirker.
Sie selbst hatte geplant, ein paar Wochen in „Lionsrock“ zu bleiben. Ganz so schnell kehrte sie aber nicht nach Österreich zurück: „Zu der Zeit gab es in Südafrika noch keine formale Tierpflegerausbildung. Es gab nicht sehr viele Menschen, die die Tierpflege und den dahinterstehenden Tierschutzgedanken kannten“, erzählt sie.
Von Vier Pfoten kam deshalb das Angebot, statt ein paar Wochen ein paar Jahre zu bleiben. Und sie blieb. Gab ihre Wohnung in Wien auf, verkaufte ihr Auto und ihr Motorrad.
Ganz so einfach, wie das jetzt klingt, sei es in der Anfangszeit aber nicht gewesen. Viel Heimweh hatte sie gehabt, erzählt Pirker. „Das war der Vorteil, den die Löwen hatten. Sie sind im Familienverband nach Südafrika gekommen. Ich war ganz allein.“ Die Besuche in Wien seien zu der Zeit deshalb besonders wichtig gewesen. „Schließlich hat die Internettelefonie damals noch nicht so gut funktioniert wie heute“.
Langsam, fließend aber habe sie sich an ihr neues Leben in Südafrika gewöhnt. Und mittlerweile steht fest, dass Hildegard Pirker nicht nach Wien zurückkehren wird. „Südafrika ist jetzt mehr mein Zuhause als Österreich“, berichtet sie. Ihre Wurzeln seien nun dort, ihr Partner. „Außerdem ist das Wetter besser als in Wien“, sagt sie und schmunzelt.
Hilfe weiter benötigt
Dazu kommt aber auch, dass es in „Lionsrock“ noch vieles zu tun gibt. Zwar hat Hildegard Pirker – mittlerweile Leiterin der Auffangstation – ein 80-köpfiges Team aufgebaut. „Irgendwann muss aber irgendjemand meinen Job übernehmen“, sagt sie.
Ihr Ziel sei es deshalb, ein Team zu finden, das tatsächlich in Südafrika bleibt und die Erfahrung weitergibt. Denn auch wenn die Gänserndorfer Löwen nicht mehr da sind, es gebe viele andere Großkatzen, die Hilfe benötigen.
Kommentare