Alle 18 Stunden starb ein Mensch

In 14 Prozent der tödlichen Unfälle sind Schwerfahrzeuge involviert
Die Zahl der Unfalltoten stieg um elf Prozent. Der Verkehrsminister präsentierte Maßnahmen für mehr Sicherheit.

479 Menschen verloren im vergangenen Jahr bei Unfällen im Straßenverkehr in Österreich ihr Leben. Diese Zahl will Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) bis 2020 halbieren. "Denn man darf nicht vergessen, welche Tragödien hinter dieser Zahl stehen", betont er. Die Statistik Austria hat Daten zu allen Unfällen aus dem Jahr 2015 ausgewertet und präsentierte die Ergebnisse gestern, Mittwoch, in Wien. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen soll ein Bündel an Maßnahmen künftig für mehr Sicherheit sorgen: Das Augenmerk liegt auf jungen Lenkern und auf dem Schwerverkehr.

Zu einigen Eckpunkten der Statistik: Insgesamt gab es in Österreich im Vorjahr 37.960 Unfälle im Straßenverkehr. Im Durchschnitt ereigneten sich also 2015 jeden Tag 104 Unfälle, bei denen 130 Personen verletzt wurden – und alle 18 Stunden starb ein Mensch. Die Zahl der Unfälle blieb zirka auf dem Niveau von 2014, allerdings stieg die Zahl der Verkehrstoten um elf Prozent. "Das liegt aber auch daran, dass wir 2014 die wenigsten Verkehrstoten seit Beginn der Aufzeichnungen hatten", ergänzte Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria.

In Vorarlberg, Wien und der Steiermark ging die Zahl der Verkehrstoten zurück, in allen anderen Bundesländern stieg sie an. Statistisch gesehen ist das Risiko eines Verkehrsunfalls in Kärnten am höchsten und im Burgenland am geringsten – allerdings sterben im Burgenland mehr Menschen, da die Unfälle oft folgenschwerer sind. Die Hauptursachen der Unfälle waren einmal mehr Unachtsamkeit, zu hohes Tempo sowie Vorrangverletzungen.

Ziel: "Null Verkehrstote"

Leichtfried verwies auf die menschliche Dimension hinter den Zahlen: " Jede Familie leidet, wenn jemand nicht mehr nach Hause kommt." Daher laute sein langfristiges Ziel: "Null Verkehrstote in Österreich." Er sei "guter Dinge, dass es gelingt, in diese Richtung zu gehen."

Verschiedene Maßnahmen sollen künftig die Verkehrssicherheit erhöhen. Ein Schwerpunkt ist die Lkw-Sicherheit, denn Unfälle mit Schwerfahrzeugen sind ein eigenes Kapitel. Lastwagen sind zwar nur an drei Prozent aller Unfälle beteiligt, diese sind aber folgenschwer: In 14 Prozent der tödlichen Unfälle sind Lkw involviert.

Im Rahmen des Pilotprojekts "Mobileye" werden daher ab Herbst 2016 zwanzig Lkw mit Kameras und Assistenzsystemen ausgestattet, die den Lenker warnen, wenn sich Fußgänger oder Radfahrer im toten Winkel befinden. Auch die Theorieprüfung für den Lkw-Führerschein wird 2017 aktualisiert – die aktuellen Prüfungsfragen stammen großteils noch aus den 1990er-Jahren.

Ein weiterer Ansatzpunkt sind junge Verkehrsteilnehmer: Im Vorjahr starben 92 junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren bei Verkehrsunfällen. Im Jahr 2014 waren es noch 62 – der Zuwachs entspricht einer Steigerung von 48 Prozent. Als Reaktion wird die Prüfung für den Moped-Führerschein strenger: Ab 2017 muss die theoretische Prüfung am Computer abgelegt werden. Die praktische Ausbildung findet nicht mehr auf Übungsplätzen, sondern im Straßenverkehr statt.

Für Fahrschulen plant Leichtfried eine Qualitätsoffensive: Betriebe , die zusätzliche Leistungen, wie etwa moderne Simulatoren anbieten, erhalten ein Gütesiegel. Zudem soll die Probezeit für Führerschein-Neulinge ab 2017 von zwei auf drei Jahre verlängert werden.

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