Alkohol im Advent: Ein Selbstversuch

Volltrunken bei der Weihnachtsfeier aus dem Rahmen zu fallen, macht sich weder unter Kollegen noch beim Chef gut. Und schon gar nicht bei der Polizei. (Symbolbild)
Nach wie vielen Krügerln dürfte man sich noch ans Steuer setzen? Ein Test.

Weil irgendwann der letzte Jagatee getrunken und auch die längste Weihnachtsfeier vorbei ist, ist das Thema Alkohol im Straßenverkehr im Advent noch präsenter als im Rest des Jahres. Mit geeichtem Alko-Vortestgerät und einem versierten Verkehrspsychologen ging’s zur vorweihnachtlichen Feier – ein Test.

Zum Start des Abendessens wurde Sekt gereicht. Was für eine Überraschung beim Alko-Test sorgte: Das bisschen Schaumwein trieb den Atemalkoholgehalt auf 0,17 Promille. Getestet wurde immer nach angemessener Wartezeit. „Alkohol wird auch über die Mundschleimhäute aufgenommen und lagert sich dort kurz ab“, weiß Verkehrspsychologe Rainer Kastner. „Daher ist unmittelbar nach dem Trinken im Vortester ein weit höherer Wert möglich.“ Das bestätigt der Praxistest: Ein Schluck Sekt und gleich ins Gerät geblasen, ergibt 4,34 Promille. Bei einer Polizeikontrolle hätten wir jetzt, sagen wir, Erklärungsbedarf. „Dieser Umstand spricht ganz eindeutig gegen das berühmte Flucht-Achterl“, sagt Kastner.

Auf diese Erkenntnis erst einmal ein Krügerl Bier. Wir verzichten zwar auf eine Vorspeise, das Wildragout passt aber bestens zur Hopfenkaltschale. Das Testgerät zeigt danach 0,21 Promille. Dass Essen den Alkoholwert beeinflusst, ist laut Kastner übrigens ein Mythos. „Es gibt keine Möglichkeit, den Anteil des Alkohols im Blut zu beeinflussen. Wenn wir das Bier getrunken haben, dann ist der Alkohol im Körper. 20 Minuten danach ist er im Blut.“

600 Tote

Alko-Unfälle forderten in den vergangenen zehn Jahren österreichweit 600 Tote und 37.000 Verletzte. Jedes Jahr verlieren etwa 26.000 Fahrzeuglenker wegen eines Alkoholvergehens ihren Führerschein. Ein Viertel von ihnen fährt danach weiter – aus beruflichen Gründen oder aus Uneinsichtigkeit. Bei diesen „Schwarzfahrern“ greift die Bewusstseinsbildung nicht. „Die muss man schlicht am Fahren unter Alkoholeinfluss hindern“, sagt Christoph Feymann vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Er plädiert fürs „Alkolock“ (Gerät, das ein Starten des Motors bei positiver Alkoholatemprobe verhindert). „Wir sagen: Geben wir den Schwarzfahrern eine Chance und ihnen die Fahrerlaubnis zurück. Aber nur mit Alkolock im Auto und mit Begleitung durch einen geschulten Mentor.“

Der Abend ist fortgeschritten, das zweite Bier geleert. Zwischenstand: 0,36 Promille. 20 Milligramm Alkohol hat ein Krügerl. Etwa zehn Milligramm baut der Körper innerhalb einer Stunde ab. „Das ist zwar von Mensch zu Mensch leicht unterschiedlich, pro Stunde bauen wir im Schnitt aber 0,1 Promille Alkohol ab“, weiß Rainer Kastner. Das ließe sich nicht beschleunigen, egal ob wir essen, viel Wasser trinken oder schlafen. „Daran sollte man vor allem beim morgendlichen Restalkohol denken.“ Bei Unfällen wird man schon bei einem Wert von 0,3 Promille als Alkolenker eingestuft.

Das dritte und vierte Krügerl steigern den Promillewert auf 0,76, die Fahrtauglichkeit ist dahin. Der Schnaps zum Abschluss tut sein Übriges: 0,81 Promille sagt der Vortester. „Jemand zugestiegen?“, sagt der Schaffner im Zug nach Hause.

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