Aktuelles Pandemiegeschehen in Österreich: Die große Entspannung?
Der Rollbalken ist oben, die Geschäfte haben geöffnet, die Maskenpflicht ist gelockert. Corona ist zwar noch nicht vorbei, die geringen Infektionszahlen geben allerdings Hoffnung. Stand Mittwoch hält Österreich bei einer 7-Tages-Inzidenz von 6,7.
Grund dafür ist auch, dass die Durchimpfung weiter voran schreitet. Mittlerweile sind mit 4.925.865 Personen oder 62,34 Prozent der impfbaren Bevölkerung zumindest einmal geimpft. Den vollen Impfschutz haben 3,448.649 Menschen oder 43,65 Prozent.
Und dennoch gibt es in den Corona-Zahlen deutliche Schwankungen. Während am Dienstag vergangener Woche mit 29 Fällen so wenige Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet wurden, so wenige wie seit dem 25. Juni 2020 nicht mehr, gibt es am heutigen Donnerstag wieder über 100 Neuinfektionen.
7-Tage-Inzidenz steigt wieder
Die Delta-Variante ist in aller Munde und übernimmt auch in Österreich langsam aber sicher das Infektionsgeschehen. Merkbar auch an der 7-Tage-Inzidenz in Österreich. Während es am Samstag mit 5,28 einen neuen Tiefststand gab, steigt die Inzidenz seit Samstag wieder auf niedrigem Niveau an.
Nichtsdestotrotz ist das noch kein Grund zur Beunruhigung. Schwankungen in der 7-Tage-Inzidenz bei einer solch geringen Zahl an Neuinfektionen ist üblich und kennt Österreich auch bereits aus dem Vorjahr.
Aktueller Spitzenreiter unter den Bezirken ist die nö. Landeshauptstadt St. Pölten mit einer Inzidenz von 29. Grund für die hohe Inzidenz sind laut dem Büro der Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig mehrere positive Fälle in einer Großfamilie der Landeshauptstadt. Von einem Cluster wolle man bei diesen Fällen aber noch nicht sprechen.
Spitalsauslastung beobachten
Die Experten sind sich einig, dass die Neuinfektionen bzw. die Inzidenz alleine nicht mehr der ausschlaggebende Grund für einen möglichen Lockdown sein werden. Deutlich wichtiger ist die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern und noch mehr jene auf einer Intensivstation. Und dort zeigt sich ein deutliches und auch erfreuliches Bild.
Die Zahl der Patienten auf einer Intensivstation gehen langsam aber sicher nach unten. Während vor einem Monat noch 146 Menschen auf einer Intensivstation lagen, sind es mit den heutigen Mittwoch nur noch 44 Patienten. Also über 100 Personen weniger.
Ein noch deutlicheres Bild zeigt sich auch auf den Covid-Stationen in den Krankenhäusern. Hier gab es vor einem Monat noch 416 Patienten. Heute sind es 119. Also fast 300 Personen weniger.
Von Entwarnung will man aber in Expertenkreisen dennoch nicht sprechen. Der Innsbrucker Infektiologe und Direktor der Uni-Klinik für Innere Medizin, Günter Weiss, sieht "gute Chancen" auf einen de facto normalen Herbst und Winter im Sinne der alten Normalität. Mit den Impfungen habe man den "Trumpf in der Hand, dass das mit hoher Wahrscheinlichkeit funktionieren wird".
Aber: "Der Impfschutz ist umso kürzer, je älter man ist und je schlechter das Immunsystem arbeitet", so der renommierte Mediziner, der auch dem Beraterstab im Gesundheitsministerium angehört. Die Möglichkeit des niederschwelligen Zugangs über Impfstraßen würde er daher noch über den kommenden Winter beibehalten.
Und genau diese Gruppe, also die älteren Personen und jene Menschen bei denen das Immunsystem schlechter arbeitet, ist auch jene Gruppe, die schneller auf einer Intensivstation landet.
"Man muss den Unterschied lernen"
Alle anderen Personengruppen würden wahrscheinlich gut und geschützt über den Winter kommen. Man gehe derzeit davon aus, dass man im Falle von zwei Impfungen ein Jahr oder auch länger geschützt ist. Bei Genesenen mit einer Impfung sogar über viele Jahre.
Man müsse auch endlich einmal strikt unterscheiden lernen zwischen dem Schutz vor einer Infektion und jenem vor schweren Verläufen. Denn in erster Linie sei zweiteres essenziell, betonte Weiss: "Mit zwei Corona-Impfungen ist man zu über 90 Prozent vor schweren Krankheitsverläufen geschützt. Das ist ein Level, den man mit fast keiner anderen Impfung erreicht. Das bringt uns in Richtung Normalität".
Sieben-Tage-Inzidenz nach Bundesland
Aktuell und auch seit einigen Wochen das Bundesland mit der höchsten 7-Tage-Inzidenz ist die Bundeshauptstadt Wien. Dort liegt sie aktuell bei 17.58. Der Grund dafür liegt aber auch an den Testungen. Wien testet vor allem mit PCR-Tests deutlich mehr als jedes andere Bundesland.
Hospitalisierungen in Österreich
Maßgeblich für etwaige weitere Maßnahmen sind vor allem die Spitalskapazitäten. Grob gesagt gilt hier die 100-10-1-Regel: Von 100 infizierten Menschen müssen rund 10 hospitalisiert werden, einer davon landet auf der Intensivstation - und das meist gleich für mindestens 10 Tage.
Die sogenannte Inzidenz gilt als wichtiger Richtwert in der Pandemiebekämpfung. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner an. Die 14-Tages-Inzidenz wird herangezogen, um langfristige Tendenzen besser darstellen zu können.
In Deutschland etwa liegt die zulässige Obergrenze bisher bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. In Österreich ist eine solche Grenze nicht genau definiert. In der Corona-Ampel wird eine Region auf Rot gestellt, wenn es eien "hohe kumulative 7-Tages-Inzidenz relativ zur Bevölkerungsgröße" gibt.
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