Ärzte legen die Arbeit nieder

Erst gab es Proteste für Gehaltserhöhungen nun gegen „verordnete“– Kärntens Mediziner lehnen das steirische Schema ab, weil Gehälter ungleichmäßig verteilt werden.
Mediziner verschärfen Proteste/Große Empörung um "Kälbermarsch"-Vergleich.

Kärntens Spitalsärzte geben sich im Kampf um ein neues Gehaltsschema, das auch ihren Vorstellungen entspricht, nicht geschlagen. Zumindest am Klinikum Klagenfurt werden sie am Freitag für zwei Stunden die Arbeit niederlegen, nur die Notversorgung bleibt aufrecht. Eine Formulierung von SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser sorgt für zusätzlichen Zündstoff. Die Mediziner fühlen sich durch einen "Kälbermarsch"-Vergleich als willenlose, einem Führer folgende Herde herabgewürdigt und ins braune Eck gedrängt.

Den Alleingang des Landes, das das steirische Gehaltsschema auf Kärnten umlegen will, werden die Ärzte nicht protestlos hinnehmen. In den Verhandlungen mit Land und Spitalserhalter KABEG wurde stets die Forderung nach einer gleichmäßigen Verteilung der Gehaltserhöhung deponiert. Dies sieht die steirische Variante nicht vor. Am Mittwoch fand daher im Klinikum Klagenfurt eine erweiterte Sitzung des ärztlichen Mittelbaus statt, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen.

Nur Notversorgung

"Wir haben für Freitag eine zweistündige Protestmaßnahme beschlossen. Von 8 bis 10 Uhr wird es im Klinikum zum völligen Stillstand kommen, nur die Notversorgung bleibt aufrecht. Es ist durchaus möglich, dass sich andere Häuser unserem Arbeitskampf anschließen", sagt Petra Preiß, Oberärztin und Mittelstand-Betriebsrätin in Klagenfurt.

Bisher waren die Protestmaßnahmen stets als Betriebsversammlungen ausgewiesen. "Die müssten wir eine Woche vorher ankündigen. Wir gehen in unserem Arbeitskampf nun einen Schritt weiter – ohne lange Ankündigungen." Ist das nur der Anfang der verschärften Ärzteproteste in Kärnten? "Selbstverständlich", versichert Preiß.

Die Stimmung zwischen Medizinern und Politik ist aus einem weiteren Grund angespannt: SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser verfasste nach der "Verordnung" des steirischen Schemas durch Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) eine Presseaussendung, in der er Ärztekammer-Präsident Josef Huber kritisiert: dieser habe in den Verhandlungen den Eindruck erweckt, "Sprachrohr der abgewählten FPÖ-Regierung" zu sein. "Wenn man bedenkt, was die Ärzte unter eben dieser Regierung alles erdulden mussten, kommt einem sofort der Kälbermarsch von Bertolt Brecht in den Sinn ("hinter der Trommel her trotten die Kälber, das Fell für die Trommeln liefern sie selber")" (Die Kälber symbolisieren die Soldaten im 2. Weltkrieg, die ihrem Führer bedingungslos ins Verderben folgen).

Keine Entschuldigung

"Mit diesem Vergleich wurde eine Grenze überschritten, das kann nicht hingenommen werden", betont Huber. Und Preiß: "Egal, ob ich mich persönlich zu den Kälbern oder Schlächtern zählen muss: ich hätte gedacht, dass in Kärnten nie wieder in so eine tiefe Lade gegriffen wird. Ich lass mich doch nicht ins braune Eck stellen."

Im Namen der gesamten Ärzteschaft fordern sie eine schriftliche Distanzierung und Entschuldigung Seisers. Dieser gesteht aber nur ein, dass "die Formulierung überspitzt und deftig ist. Aber ich bleibe beim Vergleich, der drängt sich ja in Wahrheit auf: Huber trommelt vorne und agiert damit nicht im Sinne der Ärzteschaft."

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