Für die Gastronomen ist der Fall klar: Damit sie in ihren Gastgärten für ausreichend Abstand zwischen den Kunden sorgen können, brauchen sie einfach mehr Platz. Das bedeutet größere Flächen für ihre Schanigärten, die die Stadt Graz durch „unbürokratische Lösungen“ ermöglichen soll.
Im Detail stellt sich ÖVP-Gemeinderat und Wirtschaftsbund-Vertreter Michael Schunko, selbst Inhaber zweier Innenstadtlokale, die Erweiterung um fast ein Drittel vor.
Ohne Antrag mehr Platz
„Wir fordern, dass bereits genehmigte Gastgärten ohne eigene Antragstellung um bis zu 30 Prozent vergrößert werden können.“ Das soll zumindest in den Fußgängerzonen und an öffentlichen Plätzen umgesetzt werden: „Damit kann in Gastgärten unter Wahrung des gesetzlichen Mindestabstands annähernd dieselbe Anzahl an Gästen bewirtet werden“, vergleicht Schunko mit Zeiten ohne Beschränkungen.
Damit dies schnell ablaufen kann, soll auf neue Anträge oder Gutachten verzichtet werden. Stattdessen sollte es genügen, dem Magistrat die Vergrößerung einfach bloß zu melden.
Ein Mail soll reichen
„Hier sollte ein formloses eMail mit dem beigelegten Plan reichen“, überlegt Viktor Larissegger vom Wirtschaftsbund. „Es geht ja an sich gar nicht um eine Erweiterung, sondern nur darum, das für die gleiche Anzahl an Plätzen ein größerer Platzbedarf besteht.“ Ein entsprechender Antrag wird am Donnerstag auch in den Gemeinderat eingebracht.
Doch ganz so einfach sei das nicht, bremst Thomas Fischer, Leiter des Straßenamtes, allzu euphorische Gastronomen ein. „Ich kann gut verstehen, dass die Wirte um jeden Meter raufen“, versichert Fischer. „Aber wir sind hier in einer Konkurrenzsituation mit dem fließenden Verkehr. Und auch Fußgänger müssen genügend Platz haben, um den Mindestabstand einhalten zu können.“ Anträge auf Erweiterung seinen natürlich möglich, müssten aber behördlich geprüft werden.
9.100 Quadratmeter
Über ganz Graz gerechnet belegen genehmigte Gastgärten heuer 9.100 Quadratmeter Fläche. Der Großteil spielt sich in der Innenstadt ab, hier wurden knapp 5.200 Quadratmeter bewilligt. Der Spielraum sei gering. „Wir sind dazu da, den gesamten öffentlichen Raum fair zu verteilen“, betont Fischer. „Wenn ich die Gastgärten in der Innenstadt um bis zu 30 Prozent einfach erweitere, kann ich 80 Prozent von ihnen gleich einstampfen.“
Dann wären nämlich die Auflagen nicht mehr erfüllbar: Zufahrtswege für Lieferanten müssen ebenso frei bleiben wie die Zonen für Einsatzfahrzeuge. Auch Barrierefreiheit sowie Platz für Passanten muss bleiben. „Wir müssen auch die Sicherheit des Verkehrs im Auge habe, es gilt die StVO“, erinnert Fischer. „Sonst wäre die ganze Innenstadt ein einziger Gastgarten.“
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