Abschleppen als Geschäftemacherei

Monika K.’s Wagen wurde abgeschleppt. Sie vermutet, dass hinter der Praxis Geschäftemacherei steckt
Dutzende Lenker, die am Parkplatz eines geschlossenen Hotels hielten, fühlen sich abgezockt.

"Das ist alles eigentlich ganz durchtrieben organisiert". Wenn Monika K. an ihren Besuch in der Shopping City Süd im Jänner zurückdenkt, kommt auch der Ärger wieder hoch. Ihr Auto wurde von einem nahen Privatparkplatz eines geschlossenen Hotels abgeschleppt. Vermutlich widerrechtlich, wie ÖAMTC und Anwälte bescheinigen. Sie ist nicht die Einzige. Laut Kunden und Geschäftsleuten hat die Praxis System.

"Ich war nur rund 30 Minuten weg", erinnert sich K. "Die SCS-Parkplätze waren voll und auf dem Areal sind auch mehrere Autos gestanden. Also dachte ich, es ist okay." Dumm, wie sie selbst zugibt, denn sie habe sehr wohl die Schilder gesehen, die auf den Privatparkplatz hinweisen. Doch was sollte in so kurzer Zeit schon passieren. "Als ich zurückgekommen bin, war der Parkplatz leer."

Ihr Wagen war, ebenso wie rund zehn andere, abgeschleppt worden. 360 Euro kostete es K. samt Taxispesen, ihr Auto auszulösen. Sie schätzt, dass an besagtem Tag insgesamt 60 Lenker von den Abschleppungen betroffen waren.

Die Mitarbeiterin eines nahen Geschäfts beobachtet das Treiben seit Wochen. Die Firma Toman warte mit ihren Abschleppwagen um die Ecke, sagt sie. "Kaum sind die Leute zehn Minuten weg, kommen sie und schleppen ab." Mittlerweile warnen sie und ihre Kollegen die Falschparker.

Taxler verdienen auch

Die Praxis ist auch für Taxler lukrativ: Die würden vor Ort bereits auf Betroffene warten, um sie zum Preis von 30 Euro zum Toman-Parkplatz nach Inzersdorf zu bringen, erzählt K. Wer die Abschleppungen in Auftrag gegeben habe, wollte man ihr nicht verraten. Auf Anfrage hieß es von Abschlepper Toman, dass man lediglich Aufträge abhandle und Schilder darauf hinwiesen würden, dass das Parken widerrechtlich und eine Besitzstörung sei.Vom Eigentümer des Hotels, Möbel Ludwig, gab es vorerst keine Auskunft.

Abschleppen als Geschäftemacherei
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Bereits seit Jahren werden von dem Areal Autos abgeschleppt, gehäuft hatten sich die Beschwerden aber erst, seit das Hotel Ende November geschlossen wurde und zahlreiche Lenker offenbar dachten, dass das Parken hierin Ordnung sei. Auch SCS-Manager Anton Cech ist verärgert: "Wir haben bereits in einer Vielzahl an Gesprächen mit den Eigentümern des Parkplatzes versucht die Situation zu klären und fordern diese auf, die Abschleppungen unverzüglich zu stoppen."

Laut Jurist Gerold Pawelka, der einige Betroffene vertritt, ist das Abschleppen aus Privatparkplätzen meist nur erlaubt, wenn ein unwiederbringlicher Schaden drohe, etwa Kundenverlust. Bei einem geschlossenen Hotel ist dieser allerdings fraglich. Ansonsten können Eigentümer gegen Falschparker eine Besitzstörungsklage einbringen. K. jedenfalls will sich nun juristisch wehren.

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