76 Flüchtlinge ziehen in Holzhäuser ein
Noch wird eifrig gebaggert und gebaut rund um die beiden Holzhäuser in der Nähe des Seekirchener Bahnhofs. Nächste Woche sollen die Arbeiten zumindest im Inneren abgeschlossen sein und 76 Asylwerber hier Quartier beziehen. Jeweils vier Personen werden in einer Art Wohngemeinschaft zusammenleben. Auf rund 40 m² befinden sich eine Küche mit Essbereich, zwei Schlafzimmer und ein Badezimmer samt Toilette. Die Einrichtung ist schlicht, auf das Einfachste reduziert.
"Aus unserer Sicht sind diese Häuser die beste, einfachste und nachhaltigste Lösung", sagt Sabine Kornberger-Scheuch, Landesgeschäftsführerin des Roten Kreuzes. In einem Holzbau lebe es sich zudem besser als in Containern. Sollten die Häuser nicht mehr gebraucht werden, könnten sie demontiert und an anderer Stelle wieder errichtet werden, zum Beispiel in Katastrophengebieten. 16 Rot-Kreuz-Mitarbeiter betreuen künftig die Asylwerber.
In Seekirchen lebten bisher 36 Flüchtlinge. Monika Schwaiger (ÖVP), Bürgermeisterin der 10.000 Einwohner zählenden Stadtgemeinde im Flachgau, begrüßt den Bau. "Ich finde es unglaublich, zu erwarten, dass EU-weit Quoten erfüllt werden sollen, wenn es nicht einmal das kleine Salzburg schafft – 50 Gemeinden haben noch keinen Flüchtling aufgenommen, weil viele Kollegen Angst haben, Wählerstimmen zu verlieren. Das ist unmoralisch." Die Integration im Ort funktioniere laut Schwaiger vor allem dank einer Initiative von Freiwilligen mit mehr als 300 Beteiligten. Sie organisieren etwa Fahrtendienste oder Deutschkurse für die Flüchtlinge.
Weitere Häuser geplant
In Tamsweg werden einige Tager später ebenfalls zwei derartige Holzhäuser fertig. Dazu plant das Rote Kreuz in Saalfelden vier weitere für bis zu 170 Bewohner. „Das Besondere an den Häusern ist, dass die gesamte Wertschöpfung im Bundesland Salzburg bleibt“, sagt Landesrettungskommandant Anton Holzer. Etwa zehn Salzburger Firmen waren am Bau beteiligt. Das Konzept stammt von Architektin Melanie Karbasch und dem Holzbau-Unternehmen Meiberger aus Lofer. Weniger als 1000 Euro pro m² habe der Bau gekostet, sagt Holzer. Wolfgang Aigner von der Firma Meiberger sieht daher in der Massivholz-Bauweise nach skandinavischem Standard auch für den privaten Wohnbau Möglichkeiten. „Durch diese Unterkünfte ist eine Diskussion über Baustandards entstanden“, meint Aigner.
In der Stadt Salzburg sind derzeit rund 500 Asylwerber im eigentlichen Notquartier bei der alten Autobahnmeisterei untergebracht – dort wo eigentlich ausschließlich jene einquartiert werden sollten, die auf die Weiterreise nach Deutschland warten. Am Freitag sperrte die Stadt das Gelände für neu ankommende Flüchtlinge wegen Überfüllung – zwei Busse mit Migranten wurden abgewiesen. Wohin sie in der Zwischenzeit gebracht werden, sei „Sache der Polizei und des Bundes“, sagte Johannes Greifeneder, Sprecher der Stadt Salzburg.
Oberösterreich
Am Freitag wurde bekannt, dass das Transitzelt für 1000 Flüchtlinge vom Grenzübergang Kollerschlag (OÖ) verlegt werden muss. Laut dem stellvertretenden Landespolizeidirektor Erwin Fuchs sei der weicher werdende Wiesenboden dafür die Ursache. „Für schwere Lkw ist eine Zufahrt kaum noch möglich.“ Bis zum 5. Dezember wird ein Zelt in gleicher Größe auf einem asphaltierten Firmengelände in der Nachbargemeinde Nebelberg errichtet. Von dort sollen Flüchtlinge künftig mit Bussen über die Grenze gebracht werden.
Bei den Asylquartieren erfüllt Oberösterreich die Unterbringungsquote nur zu 92 Prozent. Am Freitag startete der zuständige Landesrat Rudi Anschober (Grüne) die Initiative „Zusammen. Helfen in OÖ“, mit der weitere Unterkünfte geschaffen werden sollen.
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